Die Lebensfrohen

Kaffee und Salz - das Gold der Kolumbianer

Kolumbien hat keinen guten Ruf. Drogen, Gewalt, Kriminalität an allen Ecken, das sind wohl die Wörter, die einem zuerst zum Land Kolumbien einfallen. Und ganz ehrlich, auch wenn nicht auf dem vorgestellten Niveau, so war es auch. Kolumbien hat sehr schöne Ecken, das wurde uns auch von anderen Reisenden bestätigt. Besonders Medellín und Orte an der Küste sollen wunderschön sein. Um nur in das Land “reinzuschnuppern”, um zu sehen, wie es uns gefällt, haben Christoph und ich uns aber für die Hauptstadt des Landes entschieden: Bogotá. Ein Fehler, den wir so nicht mehr machen würden, aber hinterher ist man immer schlauer. Das bedeutet nicht, dass wir Bogotá verfluchen oder es dort keine schönen Ecken gibt.

Der Hauptplatz im Zentrum, Plaza de Bolívar, beeindruckt schon allein durch seine Größe. Aber die wahren Stars sind der Justizpalast, das National Capitol und das College von St. Bartholomäus. Obwohl die Gebäude in ihrem architektonischen Stil alle voneinander abweichen, wurde es doch geschafft, ein einheitliches Bild rund um den Platz zu schaffen. Abgerundet wird das Stadtbild durch die Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis und der Statue von Simón Bolívar in der Mitte des Platzes. Es ist der öffentliche Versammlungsort der Kolumbianer und hat eine tragische Geschichte, denn genau hier gab es in den 1980er Jahren eine Massengeiselnahme, die leider mit vielen Toten und Verletzten endete. Auch war Pablo Escobar ein ständiger Gast, im Justizpalast genauso wie im Kapitol. Allein das sagt schon einiges über das Land aus.

Vom Stadtzentrum breiten sich unzählige Straßen und schmale Gassen aus, in denen man kleine Geschäfte, Restaurants und gemütliche Cafés findet. Besonders noch in der Nähe des Zentrums gibt es viele schöne Gebäude im Kolonialstil, die auf den spanischen Teil der Geschichte zurückschließen lassen. Etwas weiter findet man die neueren Häuser mit den berühmten Graffitis an den Außenwänden. In Kolumbien ist Graffiti seit einigen Jahren legal und hinterlassen von kleinen Kritzeln bis hin zu berühmten Straßenkünstlern ihre Markierungen an den Wänden der Stadt. Man muss nur um die nächste Ecke schauen, um das nächste Kunstwerk bewundern zu können.

Besonders an den Wochenenden vibriert die Stadt nur so vor Leben. Die breite Einkaufsstraße ist gestopft voll mit Touristen, Musikern, Essensständen und vor den großen Einkaufsläden stehen weitere kleine Straßenstände mit Klamotten, Schuhen, Souvenirs, Büchern und anderen Krimskrams. Das dauert, bis man sich dort sattgesehen hat. Leider ist das teilweise auch genau das Problem. Besonders hier sollte man sein Geldbörsel ganz fest an sich klammern. Denn wo sich Touristen befinden, kann man sicher sein, dass Taschendiebe und Bettler nicht weit entfernt sind. Die große Gewalt von der man in Kolumbien immer hört, betrifft in den meisten Fällen nur Gangs und Drogen, Touristen kommen in den meisten Fällen nicht zu schaden. Doch auch wenn man diese Dinge nicht zu sehen bekommt, wenn man die richtigen (in diesen Fällen die falschen) Viertel meidet, heißt das nicht, dass man keine anderen Dinge sieht. Die Straßen von Bogota sind dreckig, in schlechtem Zustand, stinken übel und sind von vielen Obdachlosen bewohnt. In den meisten Straßen fühlt man sich nicht sehr sicher und geht schnellen Schrittes. Einmal ist Christoph am Abend, als es schon dunkel war, kurz rausgegangen, um im Supermarkt an der Ecke noch etwas zu kaufen. Er kam recht schnell zurück und machte diese Fehler nicht noch einmal. Unsere Unterkunft war recht nah am Stadtzentrum und der großen Einkaufsstraße und dennoch empfahl es sich nicht allein und/oder im Dunklen hinauszugehen.

Wie gesagt, heißt das nicht, dass Bogotá nur schlecht war. Ein toller Zeitvertreib war zum Beispiel das Goldmuseum. Jeden Sonntag kann man dort kostenlos (an den anderen Tagen kostet es aber auch nur 5€ o.ä.) einige der schönsten goldenen Artefakte der Muisca, Tayrona oder Azteken bestaunen. Und staunen tut man sicher, denn aus jeder Vitrine strahlt das Gold nur so heraus. Nadelgroße Figuren, Schmuck oder ganze Uniformen, das Gold so unterschiedliche Formen annehmen kann, hat uns verzaubert und ließ uns diese alte, ehrwürdige Kultur noch mehr bewundern. Über 34.000 Geldstücke befinden sich im Besitz des Museums und dennoch soll das nur ein Drittel von dem sein, das sich am Grund von Laguna de Guatavita befinden soll. Dieser See im Hochland von Kolumbien gilt als Ursprungsort für den Mythos El Dorado. Also eigentlich dürfte sich Kolumbien nicht über Goldmangel beschweren. 😉

Einen Aussichtspunkt über eine 8 Millionen-Stadt muss man schon mitnehmen und so machten auch Christoph und ich uns zum Berg Monserrate. Hinauf (wie hinunter) geht es zu Fuß oder einer Seilbahn. Für den Weg rauf haben wir uns für die Seilbahn entschieden, was wir da allerdings noch nicht wussten, ist die extrem lange Wartezeit. Fast 2 Stunden mussten wir bei wolkenlosem Himmel und ca. 28°C uns die Beine in den Bauch stehen, nur um dann für 10 Minuten in einer vollgestopften Gondelbahn zerquetscht zu werden. Wenigstens hatten wir durch das gute Wetter eine einwandfreie Aussicht. Vom Monserrate hat man wirklich eine wunderschöne Übersicht über die Stadt und sogar noch über die rundherum liegenden Bergketten am anderen Ende. Und obwohl die Seilbahn nervig war, hat es dieser Ausblick wieder wettgemacht. Runter ging es dann zu Fuß, was ich aber keinem empfehlen würde. So konnte man zwar den Blick noch etwas länger genießen, aber die Stufen waren sehr uneben, glatt und teilweise wackelig. Der Abstieg hat fast 2 Stunden gedauert und uns viel Kraft gekostet. Auf den letzten 100m mussten wir sogar noch Unterschlupf suchen, denn plötzlich fing es an, wie aus Eimern zu schütten. Und dann traf uns der Schock. Im Mai, in Südamerika bei 28°C fing es doch tatsächlich an zu hageln. Wie das überhaupt zustande kommen kann, fragen wir uns heute. Aber durch das Wetter wurden nicht nur die Stufen super rutschig, sondern auch hätten wir von den golfball großen Hagelkörnern erschlagen werden können. Und so mussten wir eine halbe Stunde den gröbsten Schauer abwarten.

Schon einmal von dem Weltwunder in Kolumbien gehört? Ja, wir auch nicht. Aber wenn man es einmal kennt, weiß man, warum es ein Weltwunder genannt wird. Das Salzbergwerk von Zipaquirá befindet sich ca. 1 Stunde Autofahrt nördlich von Bogotá und umfasst einen ganzen Themenpark. Zipaquirá ist ein kleiner, ruhiger Ort, der hauptsächlich vom Tourismus lebt. Das merkt man an den vielen kleinen Geschäften und Souvenirständen, die sich in schmalen Gassen abwechseln. Nur der Hauptplatz ist etwas größer und mit seiner alten Kirche doch recht sehenswert.

Das Kirchenschiff unterteilt sich in drei gewaltige Kammern: „Geburt“, „Leben & Tod” und “Auferstehung“. Jedes Thema wird künstlerisch durch Kreuze, Figuren und Altäre dargestellt und beeindruckt nicht nur durch die gewaltigen Ausmaße, sondern auch durch die zugleich heilige und unheimliche Atmosphäre. Mit einem tollen Audioguide werden jedem Touristen interessante Fakten und unglaubliche Hintergrundinformationen mitgeteilt. Wer davon noch nicht genug hatte, kann sich in einem eigenen Kinoraum nebenan die Geschichte des Bergwerks anschauen, wobei die Akustik dort unten der Wahnsinn ist. Während man durch die Hallen wandert, sollte man sich immer bewusst sein, dass alles aus Salz hergestellt wurde. Jedes Kreuz, jede Stufe und jeder Altar ist aus Salz und lässt man diese Information erst einmal sacken, dann weiß man, warum diese Kathedrale die Touristenattraktion Nummer Eins in Kolumbien ist. Warum aber jeden Tag hunderte von Menschen dort hingezogen werden, ist die Salzkathedrale im Stollen. Langsam folgt man einem Weg hinunter in den Bauch der Höhle. Links und rechts befinden sich “Stationen” mit Kreuzen und Lichtgestaltung, die den Kreuzweg Jesus Christus widerspiegeln. Der Weg endet an einem kleinen Vorsprung, von dem man ein 16 m hohes, aus Salz gehauenes Kreuz bestaunen kann. Einige Stufen später befindet sich die eigentliche Kathedrale, ca. 180 m unter der Erde. Es ist keine offiziell anerkannte Kathedrale, doch das macht nichts, denn sie gehört wohl trotzdem zu den Eindrucksvollsten.

Wer in Kolumbien ist, darf natürlich nicht vergessen, das erfolgreichste Exportprodukt zu probieren. Ich spreche hier nicht von dem weißen Pulver, sondern von der braunen Bohne – Kaffee. Kolumbianischer Kaffee ist weltberühmt und wurde schon öfter ausgezeichnet. Also gönnt man sich in einem gemütlichen Café ein Espresso-Martini und eine heiße Schokolade. Aber keinen gewöhnlichen Kakao, nein, die Kolumbianer haben nämlich die Angewohnheit, Käse in ihrem Kakao schmelzen zu lassen und ihn so zu trinken. Wie schon mal eine Schweizerin angemerkt hat: “Das ist ein Verbrechen an der Schokolade”. Und ich kann diesem Statement nicht mehr zustimmen. Doch die Einheimischen trinken dieses doch spezielle Getränk, morgens, nachmittags und vor dem Zubettgehen. Schaurig! Das restliche Essen ist aber wieder hervorragend. Wieder sehr fleischlastig, besonders Schwein, mit Kartoffeln, Maniok und Mais. Auch das Nationalgericht, Ajiaco, zergeht wunderbar auf der Zunge. Die Hühnersuppe mit verschiedenen Kartoffelsorten stärkt Körper und Geist und wäre eines der Gerichte, dass man auch selber zu Hause nachkochen würde. Eine süße Köstlichkeit sind Obleas, die man fast an jeder Ecke der Stadt findet. Diese dünnen Waffelscheiben kann man individuell füllen lassen, besonders beliebt sind Schokolade, Früchte und Kokosraspeln und sind ein himmlischer Traum und ein süßer Snack beim Gehen. Die kommen so gut an, dass sie auch von internationalen Stars, wie Mick Jagger, verschlungen werden, wenn sie in Kolumbien sind. 

Kolumbien hat sicherlich einiges zu bieten, doch die Stadt Bogotá hat uns leider nicht voll überzeugt. Da gibt es bestimmt andere schöne Ecken in Kolumbien. Das Land ist sehr grün, hat tolle Landschaften, gutes Essen und das ein oder andere Wunder parat. Dennoch sollte man in diesem Land überall aufpassen, denn nicht nur sind die Kartelle hier sehr stark, die Regierung sowie die Polizei sind so korrupt, dass man vor denen genauso weglaufen sollte, wie vor den Drogenbossen.

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