Die Lebensfrohen

Südindien

Südindien

- Wähle deine Todesart: Erstunken, zerstochen oder vergiftet?

Goa wird als das indische Traumziel von vielen Urlaubern genannt. Es soll das versteckte Paradies sein, doch Christoph und ich haben statt eines Paradies nur die Hölle vorgefunden. Es beginnt beim Verkehr, der ehrlicherweise in ganz Indien einfach nur furchtbar ist, aber in Goa hatten wir den schlimmsten Fahrer aller Zeiten. Den Verkehr und seine “Regeln” in Indien zu beschreiben, ist fast eine unmögliche Aufgabe. Es ist ständig voll, laut und die Linien auf den Straßen wurden anscheinend von Kindern aufgezeichnet, denn keiner nimmt sie ernst. LKWs kämpfen mit Autos um den Platz, während sie links von Tuktuks abgedrängt und rechts von Mopeds überholt werden. Es ist ein Chaos, das seinem ganz eigenen Fluss folgt und irgendwie scheint es zu funktionieren. Das ist wirklich das organisierteste Chaos, das ich je gesehen habe – erschreckend. Unser Fahrer in Goa trieb dieses Verhalten aber auf die Spitze, während er lieber durch seinen Feed scrollte als auf die Straße zu schauen. So unsicher haben wir uns nicht einmal auf den engen, verschlungenen Straßen auf den Färöer-Inseln gefühlt, bei denen die steilen Klippen direkt daneben immer eine Aussicht auf einen spektakulären Tod gaben. Zusätzlich konnte er kein Englisch und war unhöflich, schlimmer kann eine Reise gar nicht starten. 

Goa Kuh

Goa ist eher ein winzig kleines Bundesland als eine Stadt und teilt sich in Süden und Norden auf. Unser Hotel befand sich im nördlichen Teil, in dem sich mehr Resorts und Hotels befinden, aber leider auch die berühmt-berüchtigte Partyzone. Von den Parties oder dem Lärm haben wir zum Glück nichts bekommen, aber wenn man durch diesen Teil fährt, sieht man viel Dreck und sehr viele Marihuana-Shops. Der Geruch war überall. Ein Pluspunkt für diese Gegend sind aber die unzähligen Restaurants und Bars, sowie Einkaufsmöglichkeiten. Im Gegensatz zum nördlichen Indien gibt es in Goa einen Regenwald. Es ist unglaublich grün, was zwar schön anzusehen ist, aber es bringt erstens eine hohe Luftfeuchtigkeit und zweitens auch sehr viele Mücken mit sich. Abends wurden wir so zerstochen, dass wir schon fast an Anämie litten. 

Abgesehen von den wilden Partynächten ist der nördliche Teil Goas bekannt für seine Strände. Aber entweder hatten wir zu hohe Ansprüche oder wir hatten einfach Pech, aber was wir sahen, waren wohl die schrecklichsten Strände, die man sich vorstellen kann. Es war wohl auch die falsche Saison, denn die Wellen waren wirklich hoch und spülten den ganzen Müll aus dem Meer an die Küste. Man konnte also nicht schwimmen und man konnte auch nicht einfach so am Strand liegen. Was man konnte, war einen kurzen Blick auf den Horizont werfen, seine Haare festhalten, die vom starken Wind überall, nur nicht auf dem Kopf waren, und dann wieder gehen. Eine ernüchternde Erfahrung, die das Bild “Paradies Goa” zerbrechen ließ. 

Goa Strand
Goa Strand
Goa Strand
Goa Strand

Das einzige Kultur-Highlight auf der nördlichen Seite war ein alter Leuchtturm und Chapora Fort, was beides nur noch eine Ruine ist, aber einen wundervollen Blick über die Umgebung bietet. Von hier kann man den enormen Anteil der Bewaldung auf der einen und das blaue, tiefe Meer auf der anderen Seite wahrnehmen. Wenn Goa etwas Paradiesisches an sich hätte, dann wäre es hier. Aber dafür ist es zu heiß und zu schwül, das erinnert einen doch eher an das Höllenfeuer. Und der Müll, der mal wieder überall rumliegt, verbessert den Eindruck auch nicht. Von Mülleimern hat dieses Land wirklich noch nichts gehört.

Goa Leuchtturm
Goa Chapora Fort

Goa wurde nicht von den Briten besetzt, wie der Rest Indiens, sondern von den Portugiesen und der Einfluss ist noch heute sichtbar. Das portugiesische Viertel im südlichen Teil von Goa besteht aus kleinen, älteren Häuser, die mit ihrem grünen Garten und bunten Anstrichen einen warmen und einladenden Eindruck hinterlassen. Langsam schlendert man die kleinen Gassen entlang oder holt sich einen Kaffee in einem kleinen und kitschigen Café. Ein echtes Highlight und ein ganz anderer Anblick zum Rest von Indien. Aber aufpassen, viele der Häuser sind Wohnhäuser und die Bewohner mögen es nicht, wenn ihre Häuser fotografiert werden. 

Goa portugiesisches Viertel
Goa portugiesisches Viertel
Goa portugiesisches Viertel

Die bleibendste Erinnerung an die Portugiesen sind aber die katholischen Kirchen. Die St. Francis Xavier Kirche ist über 400 Jahre alt und beherbergt die sterblichen Überreste des Namensgeber. Der Wunderheiler soll sich noch in einem Topzustand befinden, prüfen kann man das aber leider nur alle 10 Jahre, wenn die Gebeine aufgebahrt werden. Aber auch ohne diese Zeremonie kann sich die Kirche behaupten. In schönstem Marmor sind die Wände verkleidet, ein Holzaltar in der Mitte und prächtige Gemälde rahmen das Bild einer katholischen Kirche ein. Gleich gegenüber steht eine neuere Kirche, größer, aber nicht unbedingt prächtiger. Angeschlossen ist das Museum von Goa, das wir uns aber nicht angeschaut haben, aber es wurde berichtet, dass es ein nettes und informatives Museum sein soll. Wer also Zeit hat, sollte auch dort vorbeischauen. 

Goa St. Francis Xavier Kirche
Goa St. Francis Xavier Kirche
Goa Kirche
Goa Kirche
Goa Kirche

Die Kirche Unserer Lieben Frau von der Unbefleckten Empfängnis ist eine weitere Kirche in Goa, stehend auf einem kleinen Hügel und erstrahlt in einem dominanten Blau. Ein Foto wert, aber ansonsten gibt es dort nicht viel zu sehen. Da lohnt sich ein Besuch beim Shree Mangueshi Tempel viel mehr. Der Hindutempel ist einer der meistbesuchten Tempel in Goa und bietet mit seinem Anstrich in blau, weiß und gold einen wirklich himmlischen Anblick. Wenn man Glück hat, kann man sogar an einer Andacht teilnehmen und sich von der fremdartigen Kultur verzaubern lassen. 

Goa Kirche Unserer Lieben Frau von der Unbefleckten Empfängnis
Goa Shree Mangueshi Tempel

Nach kurzen zwei Tagen in Goa ging es für uns schon weiter zu unserer letzten Station unserer Indien-Rundreise: Mumbai. Fast jeder kennt wohl den Film “Slumdog Millionaire” und wenn nicht, sollte man ihn sich schleunigst anschauen. In diesem Film wird die Stadt Mumbai ganz gut abgezeichnet. Teilweise wunderschöne Bauten, aber leider auch sehr viel Dreck und Gestank. Aber fangen wir doch mit den guten Dingen an. Auch hier hatten wir wieder nur einen Tag um die Stadt kennenzulernen, aber durch ein straffes Programm haben wir einen kleinen Einblick in den Wirbel der Stadt gewonnen. Ganz im Süden der Stadt, direkt beim Hafen, steht das “Tor zu Indien”. Ein hundert Jahre alter, riesiger Torbogen und das Symbol Mumbais. Ein riesiger Platz verbindet das Tor mit den Gebäuden drumherum, so wie der Taj Mahal Palast. Das 5-Sterne Hotel war 2008 zentraler Angriffspunkt von Terroranschlägen, hat sich aber zum Glück wieder erholt und erstrahlt in einem Glanz, dass man fast erblinden könnte. Auch wenn man kein Gast ist, sollte man einen Blick hinein wagen, denn hier wird einem die Bedeutung der 5 Sterne sehr deutlich gemacht. 

Mumbai Stadt
Mumbai Stadt
Mumbai Gate of India
Mumbai Taj Mahal Hotel
Mumbai Taj Mahal Hotel

Dass die Briten hier eine lange Zeit das Sagen hatten, wird einem bei jedem Schritt in Mumbai klar, aber wenn man vor der zentralen Bahnstation steht, fühlt man sich in das viktorianische London zurückversetzt. Das riesige Backsteingebäude besticht durch seine Details und Verzierungen. Einen Blick auf das gesamte Gebäude erhält man am besten von der kleinen Verkehrsinsel in der Mitte der Straße (Fototipp). Aber auch andere Gebäude sind eine architektonische Augenweide, wie der Uhrturm, das historische Museum oder die Crawford-Markthalle. Das letztere ist nicht nur äußerlich eine Sehenswürdigkeit, sondern durch einen der größten Märkte der Welt sollte man einmal durchgegangen sein. Findest du nicht? Gibt es hier nicht! Essen, Kleidung, Tiere, Haushaltswaren, Elektronik, was auch immer man sich vorstellen kann, hier wird es verkauft. Man muss wahrscheinlich aber eine Weile danach suchen. 

Mumbai Central Station Bahnhof
Mumbai Central Station Bahnhof
Mumbai Central Station Bahnhof
Mumbai Central Park
Mumbai Markthalle
Mumbai Markthalle

Der berühmteste Mann Indiens, Gandhi, hat in Mumbai in einem kleinen Haus gelebt und heute ist es ein Museum zu Ehren dieses Mannes. Es ist zwar klein, aber liebevoll gestaltet und die Schaukästen, die mit kleinen Puppen das Leben von Gandhi nachstellen, sind definitiv ein Highlight. Ein Abstecher lohnt sich auf jeden Fall und der Eintritt ist sehr günstig. Zudem haben sie in ihrem kleinen Shop fast jedes Buch über Ghandi, was je auf der Welt geschrieben wurde. Wer also mehr über Mahatma Ghandi wissen möchte, ist hier genau richtig.

Mumbai Mahatma Gandhi Museum
Mumbai Mahatma Gandhi Museum
Mumbai Mahatma Gandhi Museum
Mumbai Mahatma Gandhi Museum
Mumbai Mahatma Gandhi Museum
Mumbai Mahatma Gandhi Museum

In einer anderen Ecke der Stadt kann man die “hängenden” Gärten bewundern, die ehrlicherweise überhaupt nicht hängen. Der fein säuberlich angelegte Park ist aber eine ruhige Oase in der, wie überall in Indien, viel zu lauten und wuseligen Großstadt und bietet einen tollen Blick auf einige der schönsten Hochhäuser in der Umgebung. Einen kurzen Halt sollte man auch bei Dhobi Ghat machen, der größten Freiluftwäscherei der Welt. Von einer kleinen Plattform oberhalb hat man einen guten Ausblick über die Ausmaße dieses Unterfangens. Reihenweise Wäscheleinen sind behängt mit Leinen, Hosen, Hemden und was man noch so trägt. Hier wird rund um die Uhr gewaschen, getrocknet und gebügelt. Ein Wahnsinn und zumindest einen zweiminütigen Aufenthalt wert. Wenn man wie wir Glück hat, fährt der Fahrer noch an der Küstenstraße entlang und durchquert eines der teuersten Viertel Indiens, dort wo die Stars von Bollywood wohnen. Ehrlicherweise sieht man aber nicht viel davon, denn die Villen sind natürlich in privaten Anlagen, die man von außen nicht sieht.  

Mumbai hängende Gärten
Mumbai hängende Gärten
Mumbai Wäscherei Dhobi Ghat

Das Beste bewahre ich mir immer für den Schluss auf und das ist natürlich für Christoph und mich das Essen. Thali (eine Auswahl von verschiedenen Gerichten) ist eine nette Art, die verschiedenen Köstlichkeiten einer Region näher kennenzulernen und das Butterhähnchen ist ein Gericht, an dem man sich nicht satt essen kann. Naanbrot (mit oder ohne Knoblauch und Käse) geht zu jedem Gericht oder im Notfall kann man sich allein davon ernähren. Doch ich muss zugeben, dass ich persönlich mit der indischen Küche zu kämpfen hatte, denn die meisten Gerichte sind scharf und mit Koriander (ich hasse Koriander). Und wenn man den Indern erklärt, dass man es weder scharf noch mit Koriander haben möchte, sind sie überfordert und kommen zumindest mit einem der unerwünschten Bedingungen trotzdem zurück. Das hat das Essengehen mühsam gemacht und auch so manche Mahlzeit verdorben. Christoph war da schon glücklicher, denn er liebt scharfes Essen. Mit seiner Ei-Allergie hatte er aber auch so seine Verständigungsprobleme. Es ist gar nicht die Schärfe, die uns das indische Essen etwas verdorben hat, sondern allgemein die Gewürze. In jedem Gericht ist eine solche Anzahl von Gewürzen drin, dass die Geschmacksknospen ständig etwas zu tun haben. Man hat niemals eine Pause, die Inder würzen sogar ihre Getränke. Kein Scherz, eines Morgens mussten wir gewürztes Wasser zum Frühstück trinken. Hin und wieder ist so etwas lecker (das Essen, nicht das Wasser), aber die Häufigkeit zerrt einen aus und nach einiger Zeit wünscht man sich einfach nur den fadesten McDonald’s Hamburger zu essen. Unser Highlight war diesmal unerwarteter Weise ein Tee. Der Kashmir-Tee aus der nördlichen Kashmir-Provinz ist reichhaltig und schmackhaft, sodass man das Getränk literweise trinken könnte. Ich habe aber festgestellt, dass der nicht so leicht nachzumachen ist, also muss ich hoffen, dass beim nächsten indischen Restaurant der Koch es besser kann. 

Indien Essen
Indien Essen
Indien Essen
Indien Essen

Und schon ist das Abenteuer Indien zu Ende. Und es war auf jeden Fall ein Abenteuer mit täglich neuen Herausforderungen. Indien ist kulturell und historisch ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus auf unserer Erde, aber die ständige Lärmbelastung, der Müll, der Gestank, der Verkehr und auch die Menschenmassen machen einem das Leben dort nicht gerade angenehm. Es gibt natürlich auch nette und freundliche Menschen dort, wir haben aber leider auch sehr viele unhöfliche Menschen getroffen, die trotzdem ständig von uns Geld wollten. Es gab einige Highlights, wie das Taj Mahal, aber im Ganzen war es eine anstrengende Tour mit vielen Hindernissen. Christoph und ich sind froh, dass wir diese Reise gemacht haben und uns nun ein eigenständiges Bild dieses Landes machen konnten, aber um ehrlich zu sein, hat es uns nicht umgehauen und so schnell wollen wir dort nicht wieder hin. 

Nordindien

Indien ist wohl für viele Menschen der Inbegriff eines fremden, fernen Landes. Bunte Farben, fremdartige Gebräuche und exotisches Essen – wer Abenteuer sucht, wird es in Indien finden. Das haben Christoph und ich uns auch gedacht und waren sehr gespannt auf unsere Reise nach Indien. Wir sind jedoch vorher nicht sehr oft in Kontakt mit der indischen Kultur gekommen und waren sehr unsicher, auch zugegebenermaßen beeinflusst von den Nachrichten, die über Indien kursieren. Leider sind davon nicht alle positiv und auch von Mitreisenden haben wir teils positive, teils negative Erfahrungsberichte gehört. Um nicht die ganze Zeit überfordert zu sein, haben wir beschlossen, wieder eine vorgefertigte Rundreise zu buchen. Hotels, Inlandsflüge, Transfer und Kulturprogramme werden von der Agentur übernommen und man selbst lehnt sich nur zurück und genießt. Das ist ja manchmal auch ganz schön, so ganz ohne Streß zu reisen.

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