Die Lebensfrohen

Hauptstadt der EU – Hauptstadt der Herzen

Auch wenn es nicht die feine Art ist, zuerst muss ich mich beschweren. Mit dem Zug von Antwerpen zum Brüsseler Flughafen (wir wollten nicht zum Flughafen, unser Hotel war nur in der Nähe) hat keine 40 Minuten gedauert, doch dann fing das Chaos des Verkehrsnetzes an. Die Busfahrkarte konnte man nicht im Bus, sondern nur am Automaten kaufen, was uns erst der Busfahrer erzählen musste, wodurch wir wiederum den Bus verpasst haben. Nun gut, haben wir uns gedacht, und gleich eine Fahrkarte für 3 Tage gekauft. Blöd nur, dass diese Fahrkarte nur für den Bus in Flandern gilt, weder für den Zug noch für Brüssel. Da unser Hotel genau an der Grenze zu, aber nicht in Brüssel lag, brauchten wir eine Fahrkarte in die Innenstadt rein und dann noch eine Fahrkarte für Brüssel. Conclusio: viele, viele Fahrkarten für wenig Strecke. Naja, unsere Lektion haben wir gelernt, die erste Fahrkarte zum Hotel sollte immer eine Einzelfahrkarte sein und dann lässt man sich im Hotel oder am Bahnhof direkt erst einmal ausführlich das Verkehrsnetz erklären.

Aber jetzt genug mit den Beschwerden, weiter geht es mit den positiven Dingen. Unser Hotel war klein, aber fein. Mit einer Bar, schönem Frühstücksbuffet und einem kostenlosen Billardtisch (2:1 für Christoph). Und obwohl es dicht am Flughafen war, war es gerade einmal 15 Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Unser erster Halt in Brüssel war natürlich das europäische Parlament. Ein ruhiger, moderner Stadtbezirk neben der Altstadt umschloss den riesigen Gebäudekomplex, wo wir erst einmal den Unterschied zwischen dem Parlamentarium und dem Hemicycle kennenlernen mussten. Beides zur Besichtigung freigegeben hatten wir nur einen Timeslot für das Parlamentarium und nicht für den Plenarsaal. Der wäre wahrscheinlich auch interessant gewesen, aber wir waren froh, dass wir in das Parlamentarium gingen, denn das war mehr wie ein Museum mit einigen interaktiven Elementen. Mit einem Audioguide bewaffnet vertrieben wir uns dort die Zeit für volle 3 Stunden. Wer sich noch genauer mit Zeitgeschichte, mit der Geschichte der EU, der politischen Entwicklung innerhalb der EU und dem jetzigen Personal und deren Zusammensetzung des europäischen Parlaments auseinandersetzen möchte, kann sogar noch mehr Zeit hier verbringen. Spannend war es, aber auch sehr viele Informationen auf einmal. 

Nach einer kurzen Mittagspause in einem schönen Park ging es weiter zur zweiten Topattraktion Brüssels, dem Atomium. Das riesige Stahlkonstrunkt, was das Element Eisen abbildet, ist von außen beeindruckend und ein schönes Motiv auf einer Postkarte, aber ob sich die 16€ pro Person für den Einlass ausgezahlt haben ist fraglich. Zuerst steht man eine halbe Stunde für einen Fahrstuhl an, der einen direkt zur obersten Aussichtsplattform bringt, von der man aus verschmierten, spiegelnden auf das daneben liegende Industriegebiet runter blicken konnte. Ganz in der Ferne (und wahrscheinlich auch nur weil wir echt Glück mit dem Wetter hatten) konnte man die Stadt Brüssel selber erkennen. Um das dazugehörige Museum besichtigen zu können, musste man mit dem Fahrstuhl wieder ganz runter, um dann über Treppen wieder rauf zu gehen. Der Sinn blieb mir fern und ob sich das Treppensteigen für das doch karge Museum und die Lichtshow, die sich über 2 Etagen erstreckte (in ansonsten leeren Räumen), gelohnt hat, bleibt dann jedem selber überlassen. Zu dem Museum konnte man eine kostenlose App herunterladen, mit der man sich spielerisch durch das Atomium bewegen konnte, aber die Reihenfolge war durcheinander und ob man dann am Ende erfolgreich war, konnten wir auch nicht herausfinden. Alles in allem kann man sagen, dass man das Atomium einmal gesehen haben sollte, aber für uns reicht es von außen.

Die 30°C bei blauem Himmel hatten uns, und obwohl wir viel drinnen waren, erschöpft und durstig gemacht und so war es uns eine doppelte Freude als wir uns in einem Lokal in der Altstadt mit unserer Freundin Mandy trafen. Mandy haben wir vor 10 Jahren bei unserem Auslandssemester in China kennengelernt. Damals hat besonders Christoph viel Zeit mit der Belgierin verbracht und so haben sie über die Jahre hinweg immer wieder Kontakt miteinander aufgenommen. An dieser Stelle möchten wir uns bei Mandy bedanken, dass sie sich extra Zeit genommen und uns unsere Spezialwünsche erfüllt hat.

Denn auch die einheimische Kulinarik durfte wieder nicht fehlen und war doch genauso schwer zu finden, wie in den Niederlanden. Am Ende durften Christoph und ich aber ein belgisches “Beef Stew” und eine Art Schweinshaxe/Stelze in Senfsauce mit knusprigen Bratkartoffeln genießen. Dazu natürlich ein belgisches Bier. Für mich gab es die “Mädchenversion”, Bier mit Kirsch- oder Himbeersaft. Ein wirklich schöner Abend mitten in der Altstadt, die mit Leben vollgefüllt brummte.

Für den nächsten Tag hatten wir eine Stadtführung von einer Privatperson gebucht, die sich wirklich gelohnt hat. 2 1/2 Stunden ging es durch die Altstadt von Brüssel mit interessanten Fakten, Zahlen und Geschichten. Die Aneinanderreihung von wichtigen Gebäuden und Wahrzeichen, wie das Rathaus, die Kirche des heiligen St. Michaels und den Manneken Pis-Statue, wurde nur zweimal unterbrochen. Einmal um eine belgische Waffel und dann um 2 belgische Pralinen zu verköstigen (waren in der Führung inkludiert). Befriedigt und gestärkt ging man weiter um das hügelige Brüssel zu erkunden. Obwohl der Guide teilweise sehr schnell geredet hat, haben wir doch viel mitgenommen und die Liste mit Restauranttipps und welche Gerichte und Getränke typisch belgisch sind, waren eine echte Bereicherung. Danke Sancar!

Obwohl wir den Blumenteppich am Rathausplatz nur um einen Tag verpasst haben, haben wir uns in Brüssel wohlgefühlt. Menschen, mit so vielen multikulturellen Hintergründen, dass man sie kaum aufzählen kann, beleben die grünen Parks, historischen und modernen Häusern und vielfältigen Veranstaltungen. Diese Stadt wollen wir auf jeden Fall noch einmal besuchen und nächstes Mal machen wir auch einen Halt in Gent. Versprochen Mandy!

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