Krakau
Traurige Geschichte als Publikumsmagnet Nach einer gemütlichen Zugfahrt von 2 Stunden kamen wir in Krakau an. Erster Eindruck: kalt, nass, grau und so viel lauter
Kurze Einführung, wie wir überhaupt nach Rumänien gelangt sind. Denn das war nicht so einfach, auch wenn die Luftlinie keine 500km von Krakau entfernt liegt. Das Baltikum konnten wir bequem mit Bus oder Bahn bereisen, aber in diesem Fall gab es keine direkte Bahn- oder Busverbindung und mit mehrmaligem Umsteigen hätte die Strecke länger als 15 Stunden gedauert. Nein danke, was bleibt übrig, als zu fliegen? Natürlich gibt es auch keinen direkten Flug von Krakau, das wäre ja auch zu einfach, so mussten wir zuerst in der kürzesten Strecke, die wir bisher geflogen sind (ca. 30 Minuten), zurück nach Warschau um dort umzusteigen und weiter nach Bukarest zu fliegen. Den kurzen Zwischenaufenthalt verbrachten wir in der Flughafenlounge und trafen dort auf polnische Fußballfans, die auf dem Weg zur WM in Katar waren.
Obwohl die Fläche von Bukarest recht klein ist im Vergleich zu der Einwohneranzahl (ca. 1,8 Millionen), kommt einem die Stadt groß und weitläufig vor. Das kann auch teilweise daran liegen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel zwar vorhanden, aber noch ausbaufähig sind. Diesmal hatte unsere Unterkunft keine so gute Lage, wir waren in einem Randbezirk und von dort musste man die öffentlichen Verkehrsmittel nehmen, um zur Innenstadt zu gelangen. Wer nur kurz in Bukarest ist, sollte darauf achten, dass man ein Hotel in der Innenstadt hat. Eine andere Sache war dann auch wieder der Kauf einer Fahrkarte, denn Einzelfahrten konnte man nur bei den U-Bahnstationen oder mit passendem Kleingeld in den Bussen kaufen. Mehrtägige Fahrkarten mussten bei den kleinen Verkaufsständen gekauft werden, was gar nicht so einfach ist, wenn die Person kein oder kaum Englisch spricht. Unsere Dame war zum Glück geduldig und hilfsbereit und so haben wir nach wildem Gestikulieren und einer Übersetzungs-App nach ca. 20 Minuten endlich unsere Fahrkarten bekommen. Eine andere Möglichkeit ist übrigens das Taxi bzw. Bolt, die sind dort ziemlich günstig, die lohnen sich auf jeden Fall vom und zum Flughafen.
Gut, erster Eindruck von Bukarest: kommunistisch. Klingt gemein, beschreibt die Situation aber ganz gut. Das beste Beispiel hierfür ist der Piața Unirii-Platz im Zentrum. Ein Park mit einem riesigen Springbrunnen und dennoch sieht der Park alt und dreckig aus, gegärtnert wurde dort schon lange nicht mehr. Eine lange Allee verbindet den Park mit dem Palast des Volkes, gesäumt von Wohngebäuden aus den 60er Jahren. Bröckelige Fassaden, alte Klimaanlagen, die draußen hängen, lose Kabel und der graue, langweilige Stil der Plattenbauten schreien förmlich “Kommunismus”, wohingegen die teuren Brautmodengeschäfte in der unteren Geschossen und die riesigen Werbetafeln, die jedes Dach dieser Straße zieren das Gegenteil ausdrücken.
Auch der Piața Constituției-Platz ist so ein Beispiel, wo Vergangenheit auf Gegenwart trifft. Zu der Zeit unseres Besuches eröffnete dort gerade ein Weihnachtsmarkt mit einem Riesenrad in der Mitte. Wir waren einmal tagsüber dort, dann war noch nichts los, es war aber auch nichts beleuchtet. Abends war es wunderschön anzusehen, es gab viel zu essen und günstigen Glühwein. Doch die Menschenmenge war kaum zu ertragen, man wurde regelrecht zerquetscht. Dafür, dass es unser erster Weihnachtsmarkt dieses Jahr war, war es leider eher ein So-so-Erlebnis. Gleich dahinter ragt der Palast des Volkes auf. In der Zeit des Kommunismus hatte Rumänien leider einen größenwahnsinnigen Diktator, Nicolae Ceaușescu. Während die Bevölkerung hungerte, nahm er ca. 40% des Bruttosozialprodukts des Landes (über 3 Milliarden Euro) und baute das schwerste und zweitgrößte Gebäude der Welt mit über 1000 Zimmern. Zur Zeit der Revolution und seiner Hinrichtung war das Gebäude noch nicht fertig, wurde aber schlussendlich zu Ende gebaut, da der Abriss noch teurer geworden wäre. Heute ist es der Parlamentssitz (was ja auch einiges aussagt) und für Besucher geöffnet. Christoph und ich hatten nur leider das Pech, dass gerade eine wichtige Veranstaltung lief und wir den Palast nicht besichtigen konnten. Aber jeder, der Bukarest besucht, sollte dieses Monstrum von einem Gebäude gesehen haben. Wir haben ihn und den dazugehörigen Park umrundet und brauchten dafür alleine über 40 Minuten.
Da wir so gut wie nichts von Bukarest wussten, haben wir uns dazu entschlossen, an 2 Führungen teilzunehmen, einmal eine über die Altstadt und einmal eine über den Kommunismus in Rumänien. Wir hatten Glück, denn wir hatten bei beiden den gleichen Tourguide. Sie war so lieb und nett und hat tolle Geschichten mit viel Leidenschaft erzählt. Das war bis jetzt der beste Guide, den wir bis jetzt hatten und so führte sie uns einen Tag lang durch die gesamte Geschichte von Rumänien. An den verschiedenen Architekturstilen kann man die Einflüsse erkennen, die Rumänien geprägt haben, und man erkennt, woher der Spitzname “Paris des Ostens” herkommt. Der französische Einfluss lässt sich nicht leugnen, aber auch die Deutschen, Italiener und Ottomanen haben nicht nur die Geschichte des Landes beeinflusst. Das Athenäum, das nationale Kunstmuseum, die Nationalbank, die Altstadt und die vielen Kirchen, insbesondere das Kloster Stavropoleos, sind wunderschön anzusehen.
Doch muss man leider auch zugeben, dass die Schönheit dieser Gebäude von den grauen Blöcken der UdSSR, die sie umzingeln, zunichte gemacht werden. Fast erstaunlicher ist dabei die Tatsache, dass viele dieser Gebäude kurz vor dem Einsturz stehen, aber zum größten Teil noch bewohnt sind. Ein großes Erdbeben sucht Bukarest alle 40-50 Jahre heim, kleinere Erdbeben passieren immer wieder zwischendurch. Beim letzten großen Erdbeben 1977 gab es nicht nur tausende Tote, viele der Gebäude, die heute noch stehen, haben schwere Schäden erlitten und können jederzeit einstürzen. Deshalb kann man in Bukarest Wohnungen und Häuser spottbillig kaufen.
Aber wir haben uns nicht nur Bukarest angesehen. Wenn man Rumänien hört, dann muss man automatisch an Knoblauch, Holzpflöcke und Blut denken. Also haben wir einen Tagesausflug nach Transsilvanien gemacht. Ganz früh am Morgen ging es los und nach ca. 2 Stunden erreichten wir das Schloss Peleș. Das Schloss wurde vom ersten König Rumäniens erbaut, der Deutscher war und so ist es kein Wunder, dass dieses Schloss an die Märchenschlösser aus den Gebrüder Grimm Büchern erinnert. Zwischen Bergen und den Wäldern verzaubert dieses kleine Schloss alle und auch wenn der Rundgang recht kurz ist, hinterlässt es einen bleibenden Eindruck. Jedes der Zimmer ist von einer anderen Kultur inspiriert worden und so gibt es ein im dunklen Holz gehaltenes, deutsches Zimmer, ein voller Farben und Kissen, orientalisches Zimmer oder ein italienisches Zimmer mit Marmorstatuen. Ein Besuch dort lohnt sich auf jeden Fall. Weiter ging es zum berühmten Schloss Bran. Viele Menschen sind enttäuscht, wenn sie es sehen, aber man muss sich zwei Dinge vorher klar sein und dann ist es ein interessanter Besuch. Zum ersten war es früher eine Burg, die meistens militärischen Zwecken diente, also Luxus oder Bequemlichkeit stand bei der Einrichtung nicht an oberster Stelle. Und zweitens ist dieses Schloss berühmt geworden, weil es der Beschreibung von Bram Stoker’s “Dracula” am nähesten kommt. Der Rundgang durch die Festung war nicht so spannend, obwohl sie natürlich auch Bezug auf Vampire und andere gruselige Fabelwesen aus Rumänien genommen haben. Die Atmosphäre war dafür aber genau richtig. Es war kalt, feucht und ständig waberte ein Nebelschleier umher. Genau das Richtige, um sich an diesem Ort zu gruseln und lustige (Blödl-)Fotos zu machen. Den Abschluss der Tour bildete ein Abstecher in die Stadt Brasov. Eine kleine, hübsche Stadt, deren Zentrum wirklich sehenswert gewesen wäre, wenn es nicht geregnet und wir uns halb die Zehen abgefroren hätten.
Rumänien ist das Land der Fleischfresser, also waren Christoph und ich genau am richtigen Ort. Cevapcici, Kohlrouladen und Erbsensuppe mit Speck gehören zu den traditionellen Gerichten. Ein leckeres Bier dazu und hinterher ein Tuica (eine Art Pflaumenschnaps hergestellt von den einheimischen Bauern) oder Visinata (Sauerkirschlikör, sehr zu empfehlen) und mehr braucht es nicht, um sich gestärkt und glücklich weiter durch den Tag zu schlagen. Zuerst sind wir zum touristischstem und einem der ältesten Restaurants in ganz Bukarest gegangen, dem Caru’cu bere in der Altstadt. Das Gebäude selbst und auch dessen Einrichtung ist schon allein sehenswert. Das Essen war gut, aber leider etwas überteuert und die Bedienung war eher mangelhaft. Unser Tourguide hat uns einen Tipp für ein Restaurant gegeben und obwohl es ebenfalls in der Altstadt lag, war es das authentischste Restaurant, das war bis dahin auf unserer Reise besucht haben. Große Portionen für wenig Geld, serviert von grummeligen Kellnern mit bröckelhaftem Englisch und in einer doch recht schrägen und traditionellen eingerichteten Umgebung. Dieser Besuch hat einfach nur Spaß gemacht.
Mein persönliches Highlight war wieder das traditionelle Dessert, Papanasi. Der Donutteig wird aus Ricotta gemacht, frittiert und mit Sauerrahm, Sauerkirschen und einem kleineren Donut gespickt. Durch die Kirschen und der Sauce schmeckt der Donut nicht zu süß, aber trotzdem sollte man aufpassen, welche Portionsgröße die Restaurants anbieten. Denn 2 von denen kann man als große Hauptspeise zählen. Aber super lecker sind sie und gehören zu den besten Desserts, die ich jemals gegessen habe.
Übrigens, wer italienisch spricht, wird in Rumänien ganz gut zurechtkommen, denn die Sprachen sind miteinander verwandt und viele Wörter kann man ableiten. Im Großen und Ganzen müssen wir aber leider sagen, dass uns Rumänien und vor allen Dingen Bukarest nicht wirklich begeistert hat. Eine im traditionellen Sinne “schöne” Stadt ist es wahrhaftig nicht und obwohl die Geschichte interessant ist, mangelt es noch an vielen Ecken. Ein weiterer Besuch würde sich wahrscheinlich erst in 10-20 Jahren lohnen, wenn sich die Stadt weiterentwickelt hat.
Traurige Geschichte als Publikumsmagnet Nach einer gemütlichen Zugfahrt von 2 Stunden kamen wir in Krakau an. Erster Eindruck: kalt, nass, grau und so viel lauter
Eine Stadt so schön wie ihr Name Damit eines gleich mal klargestellt wird: der Name Sofia stammt nicht von der Heiligen Sofia ab, sondern von