Die Lebensfrohen

Afrika: Eine Einführung am Beispiel von Kampala

Aber beginnen wir das Ganze von vorne: von Wien aus sind wir nach Kairo geflogen, ein vierstündiger angenehmer Flug. Abends dort angekommen, machte jedoch weder die Lounge noch der Flughafen selbst einen guten Eindruck auf uns. So waren wir ganz froh, dass unsere kurze Wartezeit bald vorbei war und wir an unserem Gate einchecken konnten. Der zweite Teil des Fluges war weniger angenehm, es war kalt und es gab zu wenig Decken, das Personal war überfordert. Daher kamen wir völlig fertig um ca. 4 Uhr nachts in Entebbe an, wobei es dort gleich mit der Unglückseligkeit weiterging, denn unser vorbestellter Taxifahrer vom Hotel war nicht aufzufinden. Mitten in der Nacht in einer fremden Stadt, in einem unbekannten Land, auf einem Kontinent, auf dem wir noch vorher nie waren, standen wir also völlig verloren da. 

Schlussendlich haben wir doch einen netten Taxifahrer gefunden, der uns für ungefähr das gleiche Geld (natürlich mehr als ausgemacht) zu unserem Hotel brachte. Da es draußen noch dunkel während der Fahrt war, konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch keinen ersten Eindruck von Afrika gewinnen. Nun spürten wir die Übernächtigung und konnten erst nach einem kurzen Powernap die Stadt Kampala anschauen. 

Der erste Eindruck: wahnsinnig laut, heiß (es waren immerhin ca. 27 Grad), dreckig und staubig. Sie entsprach dem Klischee einer afrikanischen Stadt, wie es uns durch die Medien suggeriert worden ist. Christoph und ich machten uns also mit einem kurzen Spaziergang an der Hauptstraße mit der Stadt bekannt. Und dabei sind uns einige Dinge aufgefallen: das Lärmpensum war enorm, so wie man es sonst nur aus Metropolen kennt, gut, so gesehen ist Kampala eine Metropole mit ca. 11 Millionen Einwohnern. Auffallend war, dass Christoph und ich fast die einzigen weißen Menschen dort waren. Wir hatten zum ersten Mal einen Eindruck davon, wie es ist, als Fremder betrachtet zu werden. Davor waren wir zwar auch Ausländer, aber man sah es uns nicht sofort an. Dort reichte ein einziger Blick und jeder wusste, dass wir Touristen waren. Das gab uns ein mulmiges Gefühl, als hätten wir eine Zielscheibe auf dem Rücken. Dennoch haben wir uns nicht grundsätzlich unsicher gefühlt, man hat die Blicke gespürt, aber niemand hat etwas getan und dennoch blieben wir auf den Hauptstraßen. Am Ende unseres Rundgangs kehrten wir in einer Bitcoin-Wechselstube ein. 

Eine solch moderne Einrichtung würde man nicht unbedingt in Zentralafrika erwarten, aber die Menschen waren nett, es hat funktioniert und so kamen wir leicht an den ugandischen Schilling. Mit genügend Bargeld ausgestattet, besuchten wir eine Rooftop Bar, die uns einen wunderschönen Überblick über Kampala gab. Dort entdeckten wir auch zum ersten Mal die riesigen Vögel, die man überall in der Stadt herumfliegen sieht. Der Marabus gehört zur Gattung der Störche, ist aber wesentlich größer und frisst alles wie ein Geier.

Am zweiten Tag in Kampala haben wir wieder eine Free Walking Tour gemacht, diesmal mit unserem weiblichen Tour Guide Rosette. Diese Führung wird nur von Frauen betrieben, um Frauen in der Selbstständigkeit zu unterstützen. Rosette erzählte uns, dass die alten Rollenbilder von Mann und Frau in Uganda noch sehr stark vertreten sind und Frauen oft nicht ihr eigenes Geld verdienen. Rosette war ein toller Guide und führte uns wirklich einmal komplett durch die ganze Stadt und begleitete uns den ganzen Tag. Dabei erzählte sie uns etwas über die Geschichte, die Politik und die Menschen des Landes. Obwohl mitten in Zentralafrika findet man doch alle Weltreligionen dort friedlich versammelt. So besuchten wir nicht nur einen Hindu-Tempel (die indische Bevölkerung ist in Kampala stark vertreten), sondern auch die berühmte Gaddafi-Moschee, auf deren Turm wir klettern konnten, um einen der schönsten Aussichten über ganz Kampala zu haben. Mit Rundumblick konnte man an diesem klaren Tag bis zur Stadtgrenze schauen.

Im Garten des Königspalastes (in den Palast selber konnte man nicht) wurde uns die politische Geschichte näher erklärt. Die Hierarchie des Landes ist etwas kompliziert, denn die Bevölkerung ist in Clans und verschiedene Königreiche unterteilt, die jeweils ihren Anführer haben. Dennoch gibt es einen gemeinsamen König, der von dem größten und mächtigsten Königreich stammt. Zur Zeit gibt es wieder einen König, die Regentschaft des vorherigen Königs wurde aber in den 70er Jahren von dem Diktator Idi Amin unterbrochen. Fast jeder hat schon einmal etwas von diesem skrupellosen Machthaber gehört, dennoch wird er in seinem eigenen Land nicht komplett gehasst, denn er hat auch einiges Gutes für seine Bevölkerung getan, das wurde uns von einigen Einheimischen berichtet. Dennoch lassen sich seine Gräueltaten und seine Folterkammer, die wir besichtigen konnten, nicht verleugnen. Besonders fasziniert haben uns aber die Clans, die über das ganze Land verteilt sind und unterschiedlich groß sein können, von 100 Mitgliedern bis zu 2 Millionen. Jeder Clan hat sein eigenes Tier, mit dem er verbunden ist und es als seinen Freund betrachtet. So ist es z.B. dem Clan der Antilope strengstens verboten, Antilopenfleisch zu essen. Auch werden, obwohl sie nicht blutsverwandt sind, alle Mitglieder desselben Clans als Brüder und Schwestern angenommen. So entsteht ein so enges Bündnis zwischen den Mitgliedern, dass es ihnen sogar verboten ist, untereinander zu heiraten.

Die Menschen und ihr alltägliches Leben hat uns Rosette mit dem Besuch auf dem Markt und dem Taxistand verdeutlicht. Durch den Freiluftmarkt konnte man sich nur durch enge Gassen schlängeln, wobei man die verschiedenen und teilweise exotischen Auslagen der einzelnen Stände bewundern konnte. Beim Taxipark war es nicht weniger voll und in einer gewissen Weise noch chaotischer. 

Es gibt zwei Arten von Taxis in Uganda, zum einen die Boda Bodas, kleine Motorräder, die man vom Gehsteig einfach heraus winkt, sich hinten drauf schwingt und schon geht’s los. Die anderen sind kleine Vans, die teilweise so voll gepackt mit Leuten sind, dass kein Blatt dazwischen passen würde. Herausgefunden, wohin welche Taxis fahren, haben wir bis heute nicht, aber dennoch scheinen die Leute ja von einem Stadtteil in den nächsten zu kommen. Beide Plätze, ach was die ganze Stadt, wuselt nur so vom Leben – ein hektisches Treiben, das viel Freude bereitet, wenn man mittendrin steht. 

Nur aufpassen muss man immerzu, besonders wenn man die Straße überqueren möchte. Denn nicht nur der Linksverkehr macht einem zu schaffen oder die schlechte Instandhaltung der Straße, sondern dass es so gut wie keine Verkehrsregeln gibt. Der Stärkere hat Vorfahrt und die Boda Bodas schlängeln sich sowieso überall durch. Verkehrsampeln oder Zebrastreifen sind selten gesehen und wenn vorhanden, werden sie meistens ignoriert.

Wie in jeder Großstadt gab es in Kampala natürlich auch eine Art Touristenfalle. Ein Markt mit Handwerkskunst, Taschen und Schmuck soll Touristen anziehen. An diesem Tag waren leider nichts los und so waren wir die einzigen Touristen und somit potenziellen Käufer auf diesem Markt. Das hat uns zu einer Art Zielscheibe gemacht und der Besuch wurde eher anstrengend, als dass es Spaß gemacht hätte. In Uganda gilt übrigens das Prinzip des Verhandelns, das heißt, wenn man etwas kaufen möchte, ruft man als Anfangsgebot die Hälfte dessen auf, was der Verkäufer anzubieten hat, bis man sich auf einen Preis einigt.

Als letzten Punkt hat uns Rosette in ein einheimisches Restaurant gebracht. Dort durften wir uns durch die Landesküche essen. Eine Platte mit verschiedenen Beilagen wie Kartoffeln, Süßkartoffeln und eine Art Maisbrei (etwas fester und klebriger wie Kartoffelbrei) sind die Hauptzutaten. Dazu wird Brühe mit Fleisch drin serviert, wir haben Ziege und Rind probiert, wobei uns die Ziege nicht sehr geschmeckt hat. Ansonsten war das Essen sehr lecker und das hat sich auch die ganze Reise über nicht geändert.