Die Lebensfrohen

“El Beso” - eine Stadt zum Küssen

Wie kommt man von Brasilien nach Peru? Ganz einfach, man nimmt ein (teilweise Fracht-) Schiff und fährt auf eine sehr teure und unbequeme Art und Weise für mehrere Tage den Amazonas entlang, bevor man an der Grenze zu Bolivien abgesetzt wird. Nein, wir sind natürlich schlauer und haben den “einfacheren” Weg gewählt. Dazu mussten wir nur mitten in der Nacht in ein Flugzeug steigen und von Manaus über Panama (ja, den ganzen Weg in den Norden nach Panama) nach Lima nehmen. Das hat uns zum Glück doch nur dreiviertel des Tages (dank der Zeitverschiebung) genommen. Und als hätte das noch nicht unsere Nerven genug strapaziert, durften wir mit dem Bus vom Flughafen zu unserem Hotel den irrwitzigen Verkehr in der Hauptstadt Perus hautnah miterleben. Stau soweit das Auge reicht und für eine Strecke, die normalerweise keine 25 Minuten braucht, haben wir fast 1 ½ Stunden gebraucht. Dafür konnten wir schon einen ersten Blick auf eines der Highlights dieser Stadt werfen. Lima liegt direkt am Meer, aber bevor Häuser auf Wasser treffen, kommt ihnen eine ca. 30 m hohe Felswand in die Quere. Durch die Steilküste liegt die Stadt wesentlich höher als der Meeresspiegel und teilt mit einem einen wunderschönen Ausblick auf das Meer.

Obwohl das Stadtzentrum, wie der Name schon sagt, in der Mitte der Stadt angesiedelt ist, befinden sich die touristischen Viertel natürlich eher an der Küste. Im schönen Viertel Miraflores haben auch wir uns niedergelassen. Ein schön angelegter Park, viele Restaurants und Bars, sowie Einkaufszentren beleben die Gegend. Lima ist nicht so grün wie Brasiliens Städte, aber auch nicht so karg wie Santiago de Chile und durch die Nähe zum Meer weht immer eine kühle Brise, was die Hitze doch recht erträglich macht. Unser erster Rundgang durch Miraflores führte uns zu einer kleinen, urigen Bar, wo wir einen Regenbogen-Cocktail und einen Abwandlung des Pisco Sours probiert haben. Pisco ist das alkoholische Nationalgetränk hier und der Pisco Sour ist wohl der bekannteste Cocktail aus Peru. Das nicht-alkoholische Nationalgetränk ist übrigens die Inka-Kola, eine süße und Fanta sehr ähnliche Limonade.

Das Zentrum befindet sich, wie schon erwähnt, etwas entfernt von den touristischen Gebieten und so mussten wir für unsere Walking Tour mit den anderen Teilnehmern den Bus in die Innenstadt nehmen. Etwas anstrengend, aber der Weg hat sich gelohnt. Die historische Innenstadt weist noch viele geschichtsträchtige Orte und Gebäude auf, die sich lohnen anzuschauen. Besonders der Platz, Plaza de Armas, an dem Lima gegründet worden sein soll, lässt sich mit seinen Palästen und der Kathedrale von Lima sehen. Aber auch die Plaza San Martin oder die Basilika La Merced lassen sich sehen. Dennoch ist es ein recht kurzer Trip durch die Altstadt gewesen und andere Bezirke strotzen mehr vor Leben. Den Rückweg sind wir aber zu Fuß gegangen, was uns fast 2 Stunden gekostet hat. Dadurch hatten wir die Gelegenheit die Stadt an sich besser aufzunehmen und noch weitere tolle Orte zu sehen, wie das Kunstmuseum, den Parc de la Reserva mit seinen Brunnen und abendlichen Lasershows oder den Justizpalast.

Keine 20 Minuten Fußweg von Miraflores steht man nun an der Steilküste von Lima und genießt von den unzähligen Parks eine wunderschöne Aussicht über den Pazifik. Doch wie kommt man nun runter zum Wasser? Über unzählige Stufen und eine Brücke. Klingt anstrengend? Ist es auch. Und dafür ist der Strand doch leider etwas enttäuschend, da er hauptsächlich aus Steinen und keinem feinen Sandstrand besteht. Die Konditionen des Meeres mit einer rauhen See ist aber ideal für Surfer und diejenigen, die es lernen wollen, und so gibt es etliche Surfschulen dicht an dicht gestellt an dem eh schon schmalen Küstenstreifen. Von der überfüllten Atmosphäre etwas abseits gibt es eine breite Promenade für die wenigen Spaziergänger, die jedoch so langweilig und ohne Schatten und nur wenigen Sitzgelegenheiten einen eher zum Umkehren einlädt als zum Verweilen. Also geht es die Brücke und die Stufen wieder hinauf. Entlang des Hanges befinden sich mehrere Parkanlagen, etwa ein “chinesischer” Park oder ein Skulpturenpark mit der berühmten Skulptur “El beso” (“Der Kuss). Fazit: einfach oben bleiben.

Wer hat noch nichts von der peruanischen Küche gehört? Dann wird es aber höchste Zeit, denn nicht umsonst gehört sie zu den besten der Welt. Und das können Christoph und ich nach unserem Besuch nur bestätigen! Nicht zu süß, nicht zu sauer, würzig, aber nicht zu scharf – egal, ob man Fisch, Fleisch oder vegetarisch isst, sie erreichen in all ihren Gerichten eine herrliche Balance der Geschmacksrichtungen, sodass alles auf der Zunge zergeht. Das wohl bekannteste Gericht aus Peru ist Ceviche, roher Fisch gewürfelt mit Limette, Chili und Koriander. Selbst ich, die ich weder Koriander und Chili mag, musste mich dieser Köstlichkeit beugen. Und das Beste ist: wenn man in einer der einheimischen Restaurants einkehrt, kann man Glück haben und eine Vorspeise plus eine Hauptspeise für keine 5€ bekommen und die Portionen waren riesig. Und köstlich! Vergesst das köstlich nicht.

Lima ist eine sehr weitläufige Stadt und daher schwer zu Fuß zu erkunden. Wir haben es dennoch im kleinen Stil versucht und eine saubere, sichere Stadt kennengelernt. Einziges Problem ist hier aber wirklich der Verkehr, er zählt bis jetzt für uns zu einer der schrecklichsten, die wir gesehen haben. Doch die angenehme Temperatur, das Meer, die bunte Menschenmenge und der Pisco Sour lassen einen das aber schnell vergessen und so genießt man diese Stadt einfach.

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