Oslo
Der eisige Norden Etwas übertrieben, aber das ist halt künstlerische Freiheit😋 Denn obwohl wir hier langsam unsere Pullover rausholen mussten, hatten wir doch viel Glück
Um den hohen Norden und seine Wildnis besser kennenzulernen, haben wir beschlossen, uns ein Auto zu mieten und für eine Woche in Mittel- und Südnorwegen herumzufahren. Und damit fingen die Probleme an…
Zuerst muss ich die Verkehrslage in Norwegen beschreiben: alles kostet. Dieses Land hat Mautgebühren für Straßen und Fähren. Nicht bei allen, aber bei sehr, sehr vielen. Eine gute und schnelle Straße zu nehmen kostet. Eine Strecke ohne eine Fähre zu finden (insbesondere im Westen) ist fast unmöglich, wenn man nicht unzählige Stunden im Auto in Kauf nehmen möchte. Wie zahlt man nun diese Mautgebühren?
Eigentlich ganz einfach, die meisten Norweger haben einen Autopass an der Frontscheibe, der jedes Mal gescannt wird, wenn man eine Mautstraße passiert. Genauso einen solchen Pass haben auch die meisten Mietwagen, die Verleihfirma bekommt die Daten online zugeschickt und wenn man am Ende das Auto wieder zurückgibt, wird die Summe von der Kaution abgezogen oder separat bezahlt. Klingt eigentlich einfach, ist es auch. Nur nicht, wenn man keine Ahnung hat, dass Norwegen Mautgebühren hat und was man dafür braucht und der Autohändler das auch einem nicht erklärt.
Gut, wir haben es dann doch recht schnell herausgefunden und haben versucht, Mautstraßen und Fähren zu vermeiden, was eher so mittelprächtig funktioniert hat. Am Anfang denkt man nämlich, dass die Gebühren doch gering sind (2-5€), aber da wirklich viele Straßen Mautgebühren haben, läppert sich das ganz schön schnell. Wer mit seinem eigenen Auto durch Norwegen fahren will, sollte sich auf jeden Fall zuerst über diesen Autopass informieren, den kann man auch schon vorher bestellen.
Von Oslo sind wir also gen Norden gefahren, um nach einer Fahrt von ca. 3 Stunden auf das zweite Problem zu stoßen. Wir wollten uns den See Velmunden anschauen, doch als wir auf den Weg dorthin abbiegen wollten, versperrte uns ein Tor den Durchlass. Anscheinend gehört dieses Gebiet jemandem und ist nicht frei zugänglich, sondern man muss einen Eintrittspreis bezahlen.
Ehrlich gesagt hätten wir auch einfach so durchfahren können, aber wir sind ja gute Staatsbürger (naja, die meiste Zeit jedenfalls). Es gab nun zwei Möglichkeiten zu bezahlen, bar oder via einer App. Bargeld hatten wir keines, denn fast überall in Norwegen kann man digital bezahlen. Und die App ist nur für Norweger, denn um sich zu verifizieren, benötigt man eine norwegische Identitätsnummer. Da wir nun keine Möglichkeit hatten zu bezahlen, fuhren wir etwas betrübt weiter zu unserer Unterkunft für diese Nacht.
Am nächsten Tag fuhren wir in nordwestliche Richtung nach Geiranger. Die Straßen wurden enger und öfter mal einspurig, bei denen man nur in kleinen Kuhlen am Straßenrand ausweichen konnte, wenn einem doch mal ein anderes Auto entgegen gekommen ist. Das kam zum Glück selten genug vor, ansonsten wäre es bei diesen schlangenförmigen Wegen doch recht anstrengend geworden zu fahren. Die nächste Unterkunft in Hesthaug befand sich direkt oben an einem Berg, sodass man auf das Tal und den Fjord hinunterblicken konnte. Die Aussicht machte fast die zusätzlichen Kosten wett, die unerwartet auf uns zukamen.
Denn was ich nicht bei den Unterkunftsbuchungen wusste, ist, dass es üblich in Norwegen ist, dass man die Bettwäsche und Handtücher auf Hütten und anderen Unterkünften extra mieten muss. Das heißt, auf der Webseite stehen nur die Preise für die Übernachtung und wenn man ankommt, sind die Betten unbezogen. Man kann jetzt natürlich seine eigene Bettwäsche mitbringen (was wir natürlich nicht hatten) oder man kann sie vor Ort mieten, das kostet aber gleich mal zwischen 10€ und 20€ pro Bettwäsche/ pro Person. Das verändert den ursprünglichen Übernachtungspreis doch erheblich (besonders wenn es nur wie bei uns für eine Nacht ist) und ließ uns hier doch wiederum etwas verärgert zurück.
Norwegen ist kein billiges Land und auch wenn es noch nicht ganz an die Verhältnisse von Island herankommt, geht es doch schon auffallend in diese Richtung. Und da sind die Preise von Unterkünften keine Ausnahme. Selbst die einfachsten (wirklich sehr, sehr einfache) Hütten kosten pro Nacht schon 40€, wo man für die Toilette herausgehen muss (dieses Erlebnis hatten wir dann später). Schlafsäcke darf man übrigens aus hygienischen Gründen nicht benutzen (?).
Am nächsten Tag sind wir zum ersten Mal mit einer Fähre (aber nicht zum letzten Mal) gefahren. Es war eine kurze und ruhige Überfahrt, bei der alles problemlos geklappt hat. Nach einer weiteren Fähre fuhren wir zu unserer Unterkunft in Stryr. Ein kleiner Ort direkt am Stryr-See gelegen, der endlich mal wieder einen vernünftigen Supermarkt hatte.
Wie vielleicht schon viele wissen, haben die Skandinavier ein doch etwas angespanntes Verhältnis zu Alkohol und das schließt die Norweger nicht aus. Nicht nur, dass alkoholische Getränke extrem teuer sind, man kann sie auch nur in speziellen Geschäften kaufen. Diese Geschäfte haben aber auch ganz normale bzw. strengere Öffnungszeiten wie der Tante Emma-Laden von nebenan. Als wir uns also einen guten Rotwein zu unseren Spaghetti Bolognese gönnen wollten, konnten wir das nicht, weil der Laden schon zu hatte und der Supermarkt keinen Wein verkaufte. Eines kann ich verraten: es war in ganz Skandinavien eine doch recht abstinente Zeit für uns 😉
Am nächsten Tag ging es für uns wieder Richtung Süden am Jostedalsbreen Nasjonalpark vorbei. Plötzlich waren wir umhüllt von weißen Schneebergen und zugefrorenen See und fühlten zum ersten Mal in diesem Jahr den richtigen Winter. Ein merkwürdiges Gefühl, wenn man bedenkt, dass es doch erst Mitte Oktober war und es zwar vorher schon geregnet hat, aber noch kein einziges Mal geschneit hat.
Bei unserer Unterkunft für diese Nacht war es wieder schneefrei, was auch gut war, denn die Anlage mit kleinen Holzhütten lag nicht nur direkt an einem Wasserfall, dessen Rauschen man die ganze Nacht hören konnte, sondern die Badeinrichtungen waren getrennt von den Hütten und man musste aus der Hütte einen kleinen Weg entlang gehen, um zu den Toiletten und Duschen zu gelangen. So eine “Erfahrung” haben wir nur einmal gebucht, weil es dort keine andere Alternative gab. Jedenfalls, nur karg beleuchtet und im Regen mussten wir also mit unseren Handys als Taschenlampen diese Reise antreten und waren froh, dass wir dort fast alleine waren.
Ab da ging es aber wieder zurück in die Zivilisation, das heißt Richtung Süden und in die größeren Städte. Bergen, Stavanger und Kristiansand lagen auf unserer Wegstrecke und waren jeweils schöne Kleinstädte, gelegen an Buchten und Fjorden. Nett anzusehen waren alle drei Städte, doch besonders Bergen hat es uns angetan. Mit der schönen Altstadt, dem Hafen, den vielen Parks und den wunderschönen Holzhäuser konnte man dort ein wunderschönes Wochenende verbringen.
Norwegens Landschaft gehört wohl zu den schönsten in Europa, das ist unbestritten. Hohe Berge, tiefe Täler, Seen und Wasserfälle prägen die Landschaft permanent. Die Wälder, die ab und zu ganz plötzlich von unheimlichen Nebelschwaden eingelullt werden, färbten sich zum Zeitpunkts unseres Besuchs in den rot-gold Tönen des Herbstes und erinnerten an die Wälder, die man sich Kind vorgestellt hat, wenn man Märchen vorgelesen bekommen hat. Eine mystische und spannende Atmosphäre, die einen die ganze Autofahrt über nicht mehr loslässt. Umso nördlicher man fährt, umso schmaler werden die Straßen, man begegnet weniger anderen Autos, die Dörfer werden kleiner und die Landschaft wird rauher.
Aber genau diese Abwechslung ist der spannendste Teil unserer Reise gewesen. Der plötzliche Schnee, der Nebel, die kalten, riesigen Fjorde – all das ist an Schönheit kaum zu überbieten gewesen. Für Landschaftsfotografen ein Paradies auf Erden. Wir hatten wieder sehr viel Glück mit dem Wetter und konnten so dem Regen die meiste Zeit entgehen. Da bringt die Natur gleich doppelt so viel Spaß. So versteht man auch, warum man Norwegen doch eher im Sommer besuchen sollte. Der Süden wurde dann wieder lebendiger mit breiteren, viel befahrenen Straßen und richtigen Städten. Dafür wurde die Landschaft etwas eintöniger.
Versteht mich nicht falsch, die Landschaft war immer noch wunderschön anzusehen, aber ein See wechselte sich mit einem anderen ab, genauso wie der Wald und die Städte. Die wilde, raue Natur konnte man hier nur noch schwerlich ausmachen.
Im Ganzen gab es leider doch zu viele Nachteile, sodass Christoph und ich uns dann nicht mehr so richtig mit Norwegen anfreunden konnten. Teilweise lag es an uns, denn diese Autoreise, bei der wir jeden Tag woanders sind und jeden Tag mehrere Stunden fahren mussten, hat einfach an unseren Nerven gezerrt. Es war mal ein Abenteuer, doch nun wissen wir auch für die Zukunft, wie uns eine Reise nicht gefällt und was wir in Zukunft bei der Planung vermeiden sollten.
Doch haben wir Norwegen auch einfach als nicht touristen-freundliches Land empfunden. Nicht jedes Land muss seine Türen sperrangelweit auf haben, aber für Touristen ist es einfach anstrengend, wenn die meisten Webseiten nur auf norwegisch sind und man nur mit einer norwegischen App bezahlen kann. Es macht so einige Sachen komplizierter.
Was wir aber besonders schade fanden, waren die nicht vorhandenen Wanderwege. Die Seen und auch die Berge drumherum waren wunderschön anzusehen, aber einen einfachen Weg um den See bzw. Fjord herum, auch nicht nur Streckenweise, gab es einfach nicht. Und auch andere Wanderwege waren nicht gut ausgeschrieben, gar nicht angezeigt oder zu spät gekennzeichnet.
Wir haben gelernt, dass man sich vorher um einen Wanderweg kümmern sollte und nicht erst spontan danach suchen. Vielleicht mit noch mehr Vorbereitung und genauerer Planung wäre es ein schönes Erlebnis geworden, doch so waren wir nur wieder froh in Oslo zurück zu sein und am nächsten Tag in einen neues, vielleicht besseres Abenteuer zu starten.
Der eisige Norden Etwas übertrieben, aber das ist halt künstlerische Freiheit😋 Denn obwohl wir hier langsam unsere Pullover rausholen mussten, hatten wir doch viel Glück
Stille Stadt, stilles Land? Besonders haben wir uns auf Helsinki gefreut, weil wir uns dort mit Noora getroffen haben. Noora ist gebürtige Finnin, die wir