Die Lebensfrohen

Der Osten als Klischee

Wer ein schwaches Gemüt hat, sollte gewarnt werden: Fahrt nicht mit dem Bus! Jedenfalls nicht Überland, denn der Spruch “er fährt wie ein Henker” kommt nicht von irgendwoher. Im Osten gelten wirklich andere Verkehrsregeln!

Dennoch heil angekommen, machten wir uns auf zu unserem Hotel. Wenn man im Ausland ist, sollte man sich immer vorher informieren, wie man von einem Ort zum anderen kommt und wie und wo man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt. Besonders jedoch in Riga, denn die App hat nicht funktioniert und es gab weit und breit keine Verkaufsautomaten. Man kann anscheinend welche an bestimmten Kiosken und woanders kaufen, aber überall findet man die auch nicht. Diesmal war unser Hotel in einer nicht so schönen und zentralen Gegend. Holprige Kopfsteinpflasterstraßen, heruntergekommene Häuser und ein Industriegebiet daneben ließen diesen Bezirk nicht gerade einladend wirken.

Die Altstadt hingegen ist wieder ganz schön anzusehen mit dem Dom zu Riga, dem Rathausplatz und den Regierungsgebäuden. Aus der Ferne sieht alles schön und gemütlich aus, aber wenn man etwas näher rangeht, erkennt man, dass die Gebäude nur oberflächlich saniert worden sind. Abblätternde Farben, alte Fenster und Risse in der Mauer deuten auf den wahren Zustand der Häuser hin. 

Leider hatte ich am ersten Tag in Riga einen tollpatschigen Unfall und habe mir den Fuß geprellt. Dadurch wurde ich gezwungen hauptsächlich meine Zeit im Hotelzimmer zu verbringen. Am letzten Tag konnte ich eine kleine Runde in unserem Viertel drehen, während Christoph auf einer Walking Tour war. Mein Weg führte mich an den Fluss Düna, dessen Aussicht aber leider durch das Wetter eingeschränkt wurde. Zudem führte mich mein Weg durch das Industriegebiet und an einer Schnellstraße vorbei. Fußübergänge sind rar und die Wege hören mal plötzlich auf, um auf der anderen Straßenseite wieder anzufangen. Der “Aussichtspunkt”, der sogar offiziell bei Google angezeigt wurde, war ein ganz kleiner Platz, der asphaltiert war, während drumherum nur Feldwege und Schlamm vorzufinden war.

Die Walking Tour, die Christoph allerdings gemacht hat, “Hidden Gems of Riga” – “Versteckte Perlen von Riga”, hat aber sichtlich Spaß gemacht. Riga ist dabei die Stadt in Europa, die am meisten noch Jugendstilhäuser und Gebäude zu bieten hat – angeblich noch über 60%! Die Tour war wie immer gespickt mit netten Anektoden und Geschichten und so hat man die Kälte, die dann leider ab Lettland begonnen hat spürbar zu werden, wieder ein wenig vergessen können. Sicherlich ein Highlight war die berühmte Alberta Straße, wo sich ein Jugendstilhaus neben das Andere reiht und bewundert werden kann. Einer der Häuser bietet zugleich auch ein Museum, ist daher zugänglich und hat einen der schönsten Stiegenaufgänge überhaupt!

Ich muss leider gestehen, dass mein (kurzer) Eindruck von Riga nicht wirklich positiv war. Die Altstadt ist zwar ganz nett, kann aber nicht die negativen Seiten der Stadt aufwiegen. Riga ist eine graue, heruntergekommene Industriestadt, deren EU-Gelder nocht nicht bei der Stadtsanierung angekommen sind. 

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