Dallas
Dallas – Howdy, BIG State Ach, endlich nach monatelangem Dschungel wieder die westliche Zivilisation erreichen – so fühlt es sich an, in die USA einzureisen.
Der Traum eines jeden Reisenden dürfte es sein, einmal durch Amerika auf der Route 66 mit einer Harley durchzubrettern. Auch wir hatten diesen Traum, doch ehrlicherweise wollten wir uns nicht drei Wochen lang den Hintern platt sitzen, solange würde es nämlich dauern, die gesamte Route 66 von Nordosten bis Südwesten abzufahren. Ganz schöne Strapazen, zudem ist die originale Straße kaum noch erhalten und wurde schon bei weiten Teilen durch hochmoderne Autobahnen ersetzt. Was macht man also, wenn man trotzdem die Freiheit spüren möchte? Man fährt um Las Vegas herum, denn dabei durchquert man Nevada, Arizona, Utah und Kalifornien, dort wo der Wilde Westen noch präsent ist. Die Gegend besteht quasi aus einem Nationalpark nach dem anderen und dazwischen liegen häufig nichts als Felder, Berge oder einfach unendliche Weiten. Die Frage wurde also geklärt. Jetzt hatten wir aber doch noch ein anderes Problem, denn weder Christoph noch ich besitzen einen Motorradführerschein. So hieß es also, auf Wiedersehen Harley Davidson, willkommen Mustang. Um wenigstens ein bisschen den amerikanischen Traum erleben zu können, haben wir uns für ein amerikanisches Auto mit dicken V8-Motor und als Cabrio-Version entschieden, denn man muss schließlich den Wind um die Nase spüren, ansonsten hätte es ja nichts von Freiheit. 😉 Die Benzinpreise sind günstiger als in Europa und da das ganze Land generell für Autos ausgelegt ist, gibt es auch super günstige Autovermieter. Für den Mustang haben wir keine 500€ für eine komplette Woche bezahlt. Wer auch mal einen solchen Flitzer fahren möchte, bekommt gute Angebote bei Check24.
Los ging die wilde Fahrt. Raus aus Las Vegas und keine halbe Stunde später hieß es schon wieder anhalten, denn wir waren an unserem ersten Ziel. Der Hoover Dam war bis 1961 die größte Talsperre der Welt, zählt aber bis heute zu den architektonischen Wunderwerken. Der daraus entstandene Lake Mead ist der größte Stausee der USA und speist bis heute die Bundesstaaten Nevada und Arizona, die sich den Staudamm teilen. Und das sogar im wortwörtlichen Sinn, denn die Grenze der Bundesstaaten verläuft genau in der Mitte des Damms. Sehen kann man das nur an den beiden Turmuhren links und rechts, denn Nevada und Arizona haben unterschiedliche Zeitzonen und unterscheiden sich um eine Stunde (aber nur im Winter, denn Arizona hat keine Sommerzeit). Leider konnten wir uns bei der Hoover-Talsperre (benannt nach dem Präsidenten, nicht dem FBI-Gründer) nur kurz aufhalten, da uns ansonsten die Sonne zu Asche verbrannt hätte. Der Sommer zeigte sich dieses Jahr von seiner besonders zerstörenden Seite und so war es keine Seltenheit auf unserem Trip, dass die 35°C lässig überschritten wurden.
Viel Wasser trinken (aber nicht aus dem Stausee), Klimaanlage voll aufdrehen (mussten wir, ansonsten wären wir mit dem Leder verschmolzen) und schon kann es weitergehen. Das nächste Ziel auf unserer endlosen Liste, war der Grund, warum wir für unsere Straßentournee diesen Abschnitt des Landes ausgesucht haben. Ein kurzer Straßenabschnitt vor und nach Oatman ist die original erhaltene 66er Straße. Die Straße führt nicht nur bergauf, sondern ist in solchen Schlangenlinien angelegt, dass man hier nur mit 20-30 km/h entlang schleichen kann. Zudem ist sie teilweise sehr schmal, man sollte also auf den Gegenverkehr achten. Macht aber nichts, denn so hat man mehr Zeit, die tolle Aussicht zu genießen. Hier bekommt man eine Vorstellung davon, wie damals der Wilde Westen ausgesehen haben könnte: gelbe und rote Felsen, ab und zu trockene Gräser und Büsche und der Horizont, der so weit weg ist, das man ihn eher erahnen muss als dass man ihn sieht. Nach der Hälfte der Strecke kommt man an der heutigen Geisterstadt Oatman vorbei. Der Ort existiert nur noch für Touristen, wohnen tut hier keiner mehr. Mit seinen Gebäuden aus Holz im Stil des 18. Jahrhunderts, seinen Eseln (ja, es gab tatsächliche echte Esel dort) und Wüstenblumen, die auf der einzigen Straße liegen, verstärkt die Stadt den Eindruck, dass man sich in einer Zeitkapsel befindet und gleich Cowboy und Indianer um die Ecke springen könnten. Zerstört wird der Traum nur von den lauten, röhrenden Maschinen der anderen Touristen. Die Fahrt auf der alten Route 66 hat keine halbe Stunde gedauert, hat aber so viel Spaß gemacht, als hätte man damit einen ganzen Tag zugebracht. Absolute Empfehlung für USA-Reisende aller Art.
Wie übernachtet man eigentlich auf einem Roadtrip? Das haben wir uns selbst gefragt und unsere Entscheidung immer sehr spontan getroffen. Eigentlich gehört Camping in der Wüste unter dem klaren Sternenhimmel dazu und die USA sind so großartig, dass man es in vielen Teilen einfach machen kann. Es gibt ausgewiesene Plätze zum Camping, die in vielen Fällen kostenlos sind. Es gibt eine tolle App namens WikiCamps USA, die wir benutzt haben, um geeignete Orte entlang unserer Route zu finden. Leider hatten wir keine Campingausrüstung mit (und extra nur für eine Woche wollten wir keine kaufen) und ein Mustang ist auch kein ideales Fahrzeug, um darin zu übernachten. Zweimal haben wir es aber doch gewagt, im Auto zu übernachten, weil es besser zu unseren Plänen gepasst hat und schlecht hat man nicht geschlafen. Die restlichen Nächte haben wir in den typischen Autobahnhotels übernachtet, die, wie wir jetzt bestätigen können, aber leider genauso schlecht sind wie ihr Ruf. Zu völlig unverhältnismäßigen Preisen bekommt man ein heruntergekommenes, kleines, dunkles Zimmer, dessen Badezimmer man sich mit den Kakerlaken der näheren Umgebung teilt. Pech nur, dass man keine andere Wahl hat, denn in diesen remoten Gegenden sind sie oft die einzige Möglichkeit. Jetzt verstehen wir aber, warum sie so oft Schauplätze von Horrorfilmen sind. Wer das nicht riskieren möchte, kann vorher über booking.com ein annehmbares Motel raussuchen, dort sind dann oft auch die Tarife günstiger, als würde man es direkt vor Ort buchen.
Wir konnten der Route 66 nur bis Seligman folgen, ab da ging es für uns Richtung Norden, zum Grand Canyon Nationalpark. Wer es nicht weiß, der Grand Canyon umfasst ein riesiges Gebiet, aber das Besucherzentrum und generell die meisten Aussichtspunkte liegen am South Rim. Dieses ist zwar immer noch 50 km lang, aber mithilfe einer Karte und Beschilderungen findet man sich hier gut zurecht. Wenn man andere Punkte des Grand Canyon besuchen möchte, sollte man sich vorher informieren, ob das überhaupt möglich ist, denn ein großer Teil des Areals liegt in Indianerreservaten und ist vielleicht nicht der Öffentlichkeit zugänglich. Aber das South Rim sollte mehr als genug sein, denn von hier aus gibt es genügend Aussichtspunkte und Fotospots. Man kann die Aussichtsplattformen mit dem Auto abfahren, ein Fahrrad benutzen oder, wenn man sehr sportlich drauf ist, einen Teil der Strecke zu Fuß bewandern. So oder so ist man den ganzen Tag damit beschäftigt zu staunen und “Ah!” und “Oh!” zu rufen.
Wir erlebten unseren ersten Ausruf beim Besucherzentrum, einem der zentralen und meistbesuchten Aussichtspunkte des Grand Canyons. Hier findet man Hotels, Restaurants und eine Promenade, die einem kurzen Abschnitt dem Abhang eines Canyons folgt. Die Aussicht ist einfach nur Wahnsinn und lässt sich schwer beschreiben. Eine riesige Felsenlandschaft liegt einem zu Füßen und das Bedürfnis in die Welt hinauszuschreien wächst jede Sekunde. Man kann einfach von hier aus eine Weile die Natur bewundern oder man wandert einen kleinen Pfad hinab, sodass man in einem Canyon steht und nicht nur von oben auf einen hinunter blickt. Dem Weg kann man eine Weile folgen, aber es war heiß und wir hatten keine richtigen Wanderschuhe an, daher sind wir nur 20 Minuten gewandert, haben die tollsten Fotos geschossen und sind zurückgeklettert. Ganz runter auf den Grund des Canyons kann man übrigens nicht, dazu ist der Weg zu weit und zu gefährlich.
Ebenfalls ein beliebter Aussichtspunkt ist Grand View Point, der zwar auch etwas an sich hat, aber unsere schönste Aussicht auf den Grand Canyon hatten wir beim Desert View. Hier steht ein alter Wachturm, bei dem man leider hätte extra zahlen müssen, um hinauf zu steigen, aber das war unserer Meinung nach gar nicht nötig. Von hier hat man eine grandiose und unverstellte Aussicht auf die Weiten des Canyons. An der Spitze der Plattform konnte man toll die Tiefe und Größe einer Schlucht sehen, wohingegen sich auf der anderen Seite die verschiedenfarbigen Felsformationen hervortaten. Die leicht grünlichen Gestrüppe umranden die roten Felsen perfekt und zeichnen so jeden Riss deutlich nach. Bei der Größe und Tiefe, die sich hier offenbart, versteht man, was ein Canyon eigentlich ist und was der Unterschied zu einer einfachen Schlucht ist. Hier braucht man eine Weitwinkelkamera, um die Schönheit der Landschaft in einem einzigen Rahmen festhalten zu können. Aber nicht nur fotografieren, hier sollte man wirklich mal einen Moment innehalten und einfach nur die Wunder der Natur genießen. Eine Holzbank am Rand des Abgrunds bot einen einzigartigen Fotospot und war besonders beliebt für Pärchenfotos (ja, natürlich haben wir auch welche gemacht).
In diesem Nationalpark kann man nicht nur einen Tag verbringen, daher wäre es sinnvoll, sich vorher einen Plan zu machen, welche Aussichtspunkte man abklappern möchte. Wir haben ganze 3 Aussichtsplattformen an einem Tag geschafft. Man kann wahrscheinlich mehr schaffen, denn wir waren “nur” dreiviertel des Tages dort, haben uns Zeit gelassen und jede Aussicht voll genossen, aber das ist ja auch der Sinn davon, wenn man am Abhang eines der größten Canyons der Welt steht. Man sollte jeden Moment genießen und nicht vergessen, einmal den Weltschmerz und seinen eigenen Schmerz und Frust hinauszuschreien. Das ist gut für den Seelenfrieden und bringt zudem Spaß. Und keine Sorge, man ist nicht der einzige Bekloppte, der so etwas tut.
Der nächste Nationalpark, der auf unserer Besuchsliste stand, war das Monument Valley. Der vom Grand Canyon nordöstlich gelegene Nationalpark wird von den Staaten Arizona und Utah geteilt und liegt ebenfalls in einem Indianerreservat. Der Weg dorthin ist lang und vor allen Dingen einsam. Nur vereinzelt kamen uns Autos entgegen und außer einer weiten felsigen Landschaft sah man nichts – keine Dörfer, keine Häuser, keine Menschen, selbst Abzweigungen gab es nur selten. Das war eine verlassene Gegend, in der man sich schnell einsam fühlen konnte und man nur hoffen konnte, dass man noch genügend Benzin im Tank hatte, denn eine Tankstelle würde hier nicht so schnell kommen. Einen Vorteil hatte die Einöde aber: wir konnten endlich mal unseren 8-Zylinder Mustang ausfahren. Mit offenem Verdeck, Sonnenbrille, lautstarkem Radio und mit fast 200 Sachen bretterten wir durch die karge Landschaft. Ein tolles Gefühl von Freiheit, Urlaub, Sorglosigkeit und Glück. Empfehlen wir jedem. (Wer es nachmachen möchte, sei willkommen, aber bitte trotzdem immer auf die Geschwindigkeitsregelungen aufpassen, denn eine Kontrolle kann nicht nur teuer werden, sondern auch mit einem Entzug des Führerscheins enden. Einzige Ausnahme ist natürlich, wenn man man “Freebird” hört. ;P) Nach mehreren Stunden Fahrt kamen wir also endlich beim Monument Valley an, nur um festzustellen, dass unser Wagen nicht für die sandigen Wege des Nationalparks ausgelegt ist. Das war uns eine Lehre und verdeutlicht mal wieder, dass man sich vorher informieren sollte und nicht nachher. Naja, manchmal hat man auch einfach Pech. Kein Problem, haben wir den Halt doch zum Picknicken, Verschnaufen und Sport treiben genutzt. Christoph hat sein Springseil ausgepackt (welches er zu dieser Zeit neu für sich entdeckt hat) und wir haben einige coole Fotos und Videos vor den riesigen roten Felsblöcken gemacht, die das Monument Valley so besonders machen, bevor wir wieder einen Teil der Strecke zurückgefahren sind.
Weiter westlich entlang der Staatsgrenze befindet sich der Antelope Canyon, ein besonders beliebter Ort bei Touristen. Der schmale Canyon ist bekannt für seine ideale Kulisse, um die tollsten Fotos entstehen zu lassen. In einer kleinen, engen Schlucht aus roten Felsen fällt von oben ein dünner Lichtstrahl hinein, der diejenigen erleuchtet, die direkt darunter stehen. Wie gesagt, ein phänomenales Fotomotiv, aber das wissen leider auch die Besitzer dieser Schlucht. Ein 1-stündiger Ausflug dorthin (wobei 40 Minuten nur die Fahrt dorthin und zurück gewesen wären) kostet 150$ pro Person. Wir hätten also 300$ bezahlt für 20 Minuten in einer kleinen Höhle, so vollgestopft mit Touristen, dass man nur 30 Sekunden Zeit gehabt hätte, eines dieser sagenumwobenen Fotos zu schießen. Wir haben uns gegen diese Abzocke entschieden und kurze Zeit später ein anderes deutsches Paar getroffen, das unsere Befürchtungen bestätigt hat. Wem es das wert ist, wird von uns nicht aufgehalten, aber man sollte sich vorher informieren, zu welcher Tageszeit das Licht perfekt einfällt, damit man zu diesem Preis wenigstens wirklich das perfekte Foto bekommt.
Keine halbe Stunde weiter befindet sich eine andere Touristenattraktion, die nur 10$ kostet. Der Horseshoe Bend ist eine Felsen, der in einem perfekten Halbkreis von einem türkisfarbenen Fluss umrundet wird. Die Besucherplattform ist etwas weiter oben gelegen und so wird die Felsformation von dort am besten bewundert. Das Blau des Flusses passt zum Blau des wolkenlosen Himmels und lässt den einsamen Felsvorsprung mehr herausstechen. Ein tolles Fotomotiv und für uns sein Geld wesentlich mehr wert als der Antelope Canyon.
Im schönen Staat Utah befinden sich ein Haufen großartiger Nationalparks, da war es schon schwer, eine Auswahl zu treffen. Wir haben uns schlussendlich für den Canyonlands Nationalpark entschieden, der berühmt ist für seine roten Felsen und weiten Canyons. Der Mesa Arch ist eigentlich nur ein Torbogen aus rotem Felsgestein, was ihn aber so besonders macht, ist seine Nähe zum Abgrund. Direkt hinter dem Bogen beginnt einer der Canyons und mit einem falschen Schritt würde man hunderte Meter hinabstürzen. Das ist zwar ein wunderschöner, aber auch erschreckender Anblick. Aber auch mit ein paar Metern Abstand bietet der Bogen einen atemberaubenden Anblick, sieht es doch so aus mit seinen roten Felsen, die bis zum Horizont reichen, als wäre er das Tor zu einer anderen Welt. Dieser Anblick wird nur noch übertroffen, wenn man selber direkt an einem Abhang steht und in die Tiefe und gleichzeitig auf die Weite eines Canyons hinabsieht. Genau das kann man ein paar Meter vom Mesa Arch machen. Ein (zum Glück) breiter Weg schlängelt sich an einer Felskante entlang, dem man sogar einige Kilometer folgen kann. Ich persönlich gehe nicht zu dicht an den Abgrund, aber für Adrenalin liebende Freizeitsportler wie Christoph ist es ein Paradies. Ob von fern oder nah, der Ausblick zählt wohl zu den schönsten, die wir auf der Reise gesehen haben. Der Satz “Wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein” bekommt hier eine wortgetreue Bedeutung, brennt sich doch der Anblick regelrecht in das Gehirn ein. So frei und doch so klein, fühlt man sich selten und lässt das Böse in der Welt für kurze Zeit in Vergessenheit geraten.
Der Great Basin Nationalpark liegt schon wieder im Bundesstaat Nevada und zeigte schon auf dem Weg dorthin eine ganze andere Landschaft, wie wir es bisher in der Umgebung gesehen haben. Die nackten Felsen wurden weniger, die Landschaft flacher und die freien Flächen grüner. Hier nahm das Bild vom mittleren Westen als “Kornkammer des Landes” seine Gestalt an. Rinder- oder Schafherden passierten unseren Weg und wechselten sich mit kleinen Farmhäusern und winzigen Dörfern ab. Egal, wie lange man fuhr, man hatte das Gefühl, dass die Berge am Horizont nie näher kamen. Die schöne Natur, die gute Gesellschaft und die 80er Jahre Rockmusik im Radio (es wurde immer wieder dieselbe Playlist gespielt, dank der ich jetzt alle Lieder von CCR auswendig kenne) ließen die Umgebung nur an einem vorbei ziehen und so waren wir schneller als gedacht beim Nationalpark. Ein Tannenwald bedeckt die Oberfläche eines einsamen Berges, der in einer nur leicht hügeligen Umgebung wie ein Daumen hervorsticht. Im Kreis fährt man den Berg bis an die Spitze hinauf, was einen schon fast schwindelig werden lässt. Oben angekommen kann man die Umgebung bewandern, was gar nicht so leicht ist, wenn man nur in Sandalen und kurzer Hose unterwegs ist und auf der Spitze ganze Eisplatten den Weg versperren. Richtig gelesen, oben auf dem Berg lag Schnee. Im Tal waren es über 30°C, aber auf der Spitze des Berges hatte es so heftig geschneit, dass man Schneemänner bauen und Schneeballschlachten veranstalten konnte. Der Wetterunterschied war irgendwie lustig, aber unvorbereitet konnte man nicht viel unternehmen, wenn man seine Zehen behalten wollte. Also machten wir nur einen kurzen Rundgang, bevor es die wilde Fahrt wieder hinunter ging und man am Ende wieder schwitzend so viel Wasser trank, dass es für ein Kamel ausgereicht hätte.
Das Wasser in Amerika ist übrigens furchtbar und meistens so chloriert, dass man das Gefühl hat, eher einen Swimmingpool zu trinken als Leitungswasser. Das kostenlose Wasser, was bei den vielen Nationalparks zur Verfügung gestellt wird, ist meistens aus einer natürlichen Quelle und daher nicht so mit Chemikalien behaftet. Es schmeckt wesentlich besser (immer noch nicht wirklich lecker, aber zumindest genießbar) und ist neben einer Karte des Nationalparks einer der Gründe, warum man bei dem Besucherzentrum des jeweiligen Parks vorbeischauen sollte.
Nun fuhren wir wieder Richtung Süden nach Kalifornien. Hier konnten wir festhalten, dass das Death Valley seinen Namen völlig zurecht trägt, hat es doch mit Sicherheit schon so einige Tode auf dem Buckel. Die schiere Hitze, die von dieser kargen und rauen Landschaft ausgeht, lässt sich kaum beschreiben. Temperaturen über 50°C hüllen einen mit ihrer trockenen Hitze regelrecht ein und nehmen einem den Willen zum Atmen, würde man doch nur mehr dieser vernichtenden Wärme in den Körper lassen. Jeder Schritt wird zur Qual, jeder Gedanke eine Last, bis man nur noch einen übrig hat, der einen dazu drängt, so schnell wie möglich wieder in das klimatisierte Auto zu steigen. Obwohl die Klimaanlage im Auto auf das Stärkste aufgedreht war, nützte es nicht viel, denn sobald man den Wagen verließ, war man am Verdursten. Nicht verfahren, lautet hier die Devise! Die Landschaft im Death Valley ist eigentlich nichts besonderes, besteht sie doch nur aus weiten, steinigen Tälern, die von rauen, grauen Bergen umschlossen werden. Es ist Grau in Grau und doch gibt es eine Sache, die es sich lohnt anzuschauen. Der einstige See im Tal wurde durch die Hitze ausgetrocknet und zurückgeblieben ist nur das Salz. Dadurch entstand eine ganze Salzwüste, die heute große Teile des Tals bedeckt. Das Weiß funkelt unter der Sonne, als wären es Diamanten und wenn man über das Salz geht, knistert es unter den Sohlen wie Schnee. Besonders beim Aussichtspunkt Dantes Peak hat man einen wunderschönen Ausblick über die Ausmaße der Salzlandschaft. Zwar kostet das Hinaufgehen des Hügels einen jede Anstrengung, die man erübrigen kann, aber es lohnt sich. Das Death Valley ist eine Erfahrung, hat uns aber ehrlicherweise viel Energie gekostet und man sollte vorbereitet sein. Es gibt dort keinen Schatten und das meine ich, wie ich es sage: Keinen! Unmengen an Wasser, Sonnencreme, Hut, Sonnenbrille und noch mehr Wasser sind ein Muss hier und Menschen, mit einer schwächlichen Konstitution sollten diesen Nationalpark lieber auslassen. Schon zu oft wurde hier ein Leben gelassen.
Der letzte Nationalpark auf unserer Liste war das Fire Valley, keine 30 Minuten von Las Vegas entfernt. Wir haben die Strapazen auf uns genommen und sind zum Sonnenaufgang zum Nationalpark gefahren, um zu erleben, woher der Park seinen Namen hat. Und es hat sich gelohnt, war doch die Fahrt durch die rote Felsenlandschaft, während einzelne Lichtstrahlen der aufgehenden Sonne das Rot der Umgebung noch vertieften, einer der schönsten Momente auf unserer Rundreise. Man sollte festes Schuhwerk mitbringen, dann kann man einige der Felsen entlang klettern und sich sogar in schmalen Schluchten verstecken. Feiner Sandboden, rote Felsen und abenteuerliche Steinformationen – kein Wunder, warum diese Landschaft als Drehort für die Serie “Star Trek” so oft verwendet wurde, erinnert sie doch stark an einen gewissen roten Planeten. An der fremden Welt kann man sich gar nicht genug sattsehen und es gibt tolle Wanderwege, die das Erkunden erleichtern. Wenn man Glück hat, kann man sogar Steinböcke und Wüstenmäuse beobachten. Der Besuch im Fire Valley war jede Minute wert und für uns zählt er wohl zu den schönsten Nationalparks, die wir besucht haben. Besonders wenn man in der Nähe von Las Vegas ist, lohnt sich ein Ausflug dorthin auf jeden Fall.
Für uns gehörte natürlich typisches Essen auf unserer Rundreise dazu, wie Deckel auf Topf. Und wo findet man amerikanischeres Essen als in einem Diner? Besonders so ein richtiges amerikanisches Frühstück in einem Diner wollte ich mir nicht entgehen lassen und wurde nicht enttäuscht. Durch Zufall haben wir die Diner-Kette “Dennys” gefunden und setzte sofort den Standard. Eine Karte mit viel zu viel Auswahl, Portionen, die größer als die Teller selbst waren, und Getränke, die immer wieder kostenlos nachgefüllt wurden. “Dennys” ist der Inbegriff des amerikanischen Billig-Essen, wobei das nicht so abwertend sein soll. Im Gegenteil, obwohl das Essen kein Sterneniveau hatte, war es lecker, sättigend und für den Preis waren die Portionen enorm. Die Bedienungen waren meistens freundlich und haben oft ohne große Aufforderungen die Getränke nachgefüllt. Und das Beste an “Dennys” ist, dass es immer offen ist. Und ich meine immer, jede Filiale hat rund um die Uhr 365 Tage im Jahr offen. Dazu gibt es auch eine Anekdote, denn als Denny’s 1988 beschloss, über Weihnachten zu schließen, stellten viele Geschäfte fest, dass sie weder Schlüssel noch Schlösser hatten, da sie diese nie benutzten. In 700 der 1.221 Restaurants mussten für die Feiertage neue Schlösser eingebaut werden. Diese “Nie geschlossen”-Politik kennen wir gar nicht von Zuhause und eröffnet einem viele Möglichkeiten. Als Christoph und ich einmal etwas Zeit totschlagen mussten, setzten wir uns einfach abends in das Diner, um 2 Stunden lang nur an einer Cola zu nuckeln, die immer wieder gratis nachgefüllt wurde. Ein Konzept, das es in Europa wahrscheinlich nie geben wird, man aber, wenn man schon in Amerika ist, unbedingt genießen sollte. (Achtung Spoiler: Es war nicht das letzte Mal, dass wir bei “Denny’s” essen waren.)
In unsere Rundreise fiel zufällig der 4. Juli, der Nationalfeiertag der USA. Übersee hört man so viel über die wilden Partys und Stadtfeste zu Ehren dieses Tages, dass wir uns auch darauf freuten, nur um schlussendlich enttäuscht zu werden. Anscheinend ist der 4. Juli eher ein Familientag, bei dem man zuhause grillt. Wenn man eine große Feier erleben möchte, sollte man in die großen Städte (die natürlich um diese Zeit wesentlich teurer sind) oder man muss sich vorher informieren, in welchen Städten es eine öffentliche Veranstaltungen gibt. Wir hatten leider Pech und solche Stadtfeste waren von unserem aktuellen Standort zu weit entfernt. Trotzdem gehört doch BBQ irgendwie dazu und so kehrten wir in das Restaurant “Famous Dave’s” ein, wo wir eines der besten BBQ hatten, die wir in Amerika gegessen haben. Die Würstchen etwas scharf und knackig, das Fleisch (Pulled Pork und Beef Brisket) gut mariniert und die knochenlosen Chicken Wings so zart und mit etwas Knoblauch eingerieben, ich hätte mich reinsetzen können. Obwohl das Restaurant eine Kette ist, haben wir es leider nicht mehr geschafft, noch einmal dort zu essen, aber es steht beim nächsten USA-Besuch ganz oben auf dem Zettel. Übrigens hatten wir am Ende des Tages noch Glück und haben wenigstens ein Feuerwerk gesehen.
So eine Autorundreise ist normalerweise nicht so unser Ding, berücksichtigt man die Strecken, die man zurücklegen muss, die ungewohnten Verkehrsregeln und dass man sich nie zurücklehnen und nur genießen kann. Dennoch hat uns dieser Roadtrip viel Spaß gemacht, sollte aber gut geplant sein, denkt man an die Weiten von Amerika. Damit man nicht irgendwo liegen bleibt (und wie wir festgestellt haben, hat man oft in den remoten Umgebungen keinen Netzempfang), sollte man sich wenigstens über den Standort der nächsten Tankstelle informieren. Auch sollte man sich vorbereiten, wenn man campen gehen möchte, beziehungsweise sich vorher informieren, wo man übernachtet, können Hotels oder Motels in ländlichen Umgebungen doch recht teuer werden. Die Landschaften sind spektakulär und ein Nationalpark ist schöner und größer als der andere. Es gibt so viel zu sehen und zu erleben, all das schafft man nicht in einer so kurzen Zeit. Macht nichts, bietet es doch einen Anlass zurückzukehren. Und das werden wir auf jeden Fall machen.
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Dallas – Howdy, BIG State Ach, endlich nach monatelangem Dschungel wieder die westliche Zivilisation erreichen – so fühlt es sich an, in die USA einzureisen.
Las Vegas – Die (Spiel-)Hölle auf Erden Blinkende Lichter, klingende Kassen und die Jubelschreie von Menschen – Willkommen in Las Vegas! Eine Oase inmitten der