Los Angeles
Los Angeles – Stadt der gefallenen Engel Wir haben einen Nachtbus von Las Vegas genommen, um nach Los Angeles zu fahren. Von Schlaf war leider
Kalifornien hat gefühlt nur zwei Städte: Los Angeles und San Francisco. Doch unterschiedlicher könnten die beiden nicht sein. Während Los Angeles Sonne, Strand, Palmen, Glamour und Luxus repräsentiert, hat man von San Francisco das Bild einer Hippie-Kommune im Kopf, die sich in den letzten Jahren zu einer Business- und Technik-Hochzone gemausert hat. Bei beiden Städten stimmt es zwar auf der einen Seite, auf der anderen Seite ist es wie im Rest von Amerika: “Mehr Schein als Sein”. Der deutlichste Unterschied zwischen den beiden Städten ist der offensichtlichste. Während in L.A. permanent die Sonne scheint, die Menschen sich an den Stränden bräunen und die Temperaturen nicht unter 30°C sinken, herrschen in San Francisco lauwarme 17-20°C und ein ständiger Wind pfeift einem um die Nase. Trotz eines gelegentlichen, kurzen Schauers lässt es sich hier sehr gut aushalten, hatten wir doch die meiste Zeit Glück mit dem Wetter. Dennoch war am Anfang der Temperaturunterschied zu Los Angeles so drastisch, dass erst einmal der Pulli rausgeholt werden musste.
San Francisco ist bei Touristen vor allen Dingen für zwei Sachen bekannt. Das erste wäre die berühmte Straßenbahn, die wir ehrlicherweise kein einziges Mal gefahren sind. Zum einen ist sie sehr beliebt und daher ständig überfüllt, man muss sich regelrecht reinquetschen und dafür ist die Einzelfahrt dann doch mit $8 pro Person recht teuer. Aber wir mussten auch einfach nicht mit ihr fahren, denn wir sind ständig zu Fuß gegangen. Ja, San Francisco besteht nur aus Hügeln. Ja, es ist anstrengend und ja, die Aussicht, wenn man oben angekommen ist, lohnt sich jedes Mal. Der nördliche Teil von San Francisco (bis ungefähr zum Civic Center runter) ist ideal für Spaziergänge. Allein für die wunderschönen Häuser im Queen-Anne-Stil lohnt es sich, durch die Straßen von San Francisco zu flanieren. Und wenn man vom ständigen Auf- und Abgehen erschöpft ist, lässt man sich in einem der trendigen Straßenlokale nieder. Mit 800.000 Einwohner zählt San Francisco eher zu den kleineren Großstädten in Amerika und ist daher auch viel kompakter und leichter zu erkunden.
San Francisco ist ein Mix der Kulturen, aber auch die verschiedenen Epochen sind deutlich an den verschiedenen Stadtvierteln zu erkennen. Der Union Square ist das Einkaufszentrum der Stadt, hier bekommt man alles, was man fürs Leben benötigt. Die Gebäude bestehen teilweise aus heruntergekommenen 1940er Jahre Bauten, teilweise wurden diese säuberlich renoviert und der restliche Teil wurde durch moderne Wolkenkratzer ersetzt. Macy’s ist eine schöne Shopping Mall, die noch etwas vom alten Charme behalten hat und doch die klassische, kühle Eleganz der Moderne offen zeigt. Neben dem Union Square liegt der Financial District und wer es noch nicht vom Namen her erraten konnte, hier wird das Geld gemacht. Moderne, gläserne Wolkenkratzer aus den letzten zwei Jahrzehnten dominieren hier die Skyline und sind Firmensitze für einige der wichtigsten Unternehmen in Amerika, wie Wells Fargo, Salesforce, oder Gap. Besonders auffallend ist der spitze Turm von Transamerica, welcher an die Form einer Pyramide angelehnt sein soll. Falls man sich in San Francisco verlaufen sollte, muss man nur nach diesem Turm suchen, um zum Financial District zurückzufinden, denn er ist so hoch, dass selbst die Hügel ihm nichts anhaben können.
Geht man weiter Richtung Norden durchquert man automatisch eines der berühmtesten Viertel in San Francisco und mit Sicherheit eines der ikonischsten: “It’s Chinatown” (wer diesen Satz nicht kennt, er stammt aus dem Film “Chinatown” von 1974). Das chinesische Viertel in San Francisco gehört zu den ältesten Gebieten, in denen sich Chinesen in Amerika angesiedelt haben und es ist heutzutage das größte Chinatown außerhalb Asiens. Über 70.000 Menschen leben hier und so ist es kein Wunder, dass Chinatown eher eine Stadt in einer Stadt ist. Die einheimische Kultur, Sprache und Traditionen sind sehr präsent und lassen einen für kurze Zeit denken, man sei in China und nicht in Amerika. Zu der Niederlassung in San Francisco und der Entwicklung der chinesischen Einwanderung gibt es übrigens auch ein kleines Museum. Durch die Authentizität ist dieses Viertel bei Touristen besonders beliebt und daher findet man etliche Souvenirläden, die alle denselben Klump aus China verkaufen. Da sollte man lieber um die Ecke schauen und bei den Obst- und Gemüsemärkten vorbeischauen oder sich mit den schrägen Heilmitteln aus der chinesischen Medizin eindecken. Was man aber auf jeden Fall hier machen sollte, ist essen, denn das Essen ist wirklich authentisch und super lecker (wir haben hier sogar zweimal gegessen, weil es so lecker war).
Eingerahmt werden diese Bezirke auf der östlichen und nördlichen Seite von einem Pier, angefangen mit dem Fährhaus, einer restaurierten Markthalle von 1898, gefüllt mit kleinen, lokalen Shops und Restaurants und endet bei Fisherman’s Wharf. Das Hafenviertel ist gespickt voll mit Souvenirläden, Restaurants, Cafés und Straßenständen, an denen sich die Massen an Touristen satt essen und satt kaufen können. In der Bucht kann man Seelöwen beobachten oder einfach nur den Blick in die Ferne schweifen lassen, bietet sich hier doch ein wunderschöner Anblick auf die Golden Gate Bridge und Alcatraz mit der Stadt im Rücken. Kein Wunder also, dass es wie ein Magnet auf Touristen wirkt und wir waren keine Ausnahme.
Von hier starten auch sämtliche Fähren und Hafenrundfahrten, die wir natürlich auch mitgemacht haben, gehört das hier doch zum 1×1 des Touristenhandbuchs. Die kurzweilige Fahrt mit dem Boot fährt einem direkt zur Golden Gate Bridge, dem Wahrzeichen der Stadt, und lässt einen Fotos aus nächster Nähe schießen. Bei unserem Besuch war es leicht neblig und erst als wir kurz vor der Brücke waren, konnten wir sie deutlich erkennen. Wir konnten zwar keine Bilder von der ganzen Brücke machen, da einige Stellen vom Nebel eingehüllt waren, aber das trug nur zum Charme bei und machte die Fotos etwas mysteriöser. Vom Boot aus hatte man einen tollen Blick auf die Küste von San Francisco, wobei man diese Aussicht auch hat, wenn man mit der Fähre nach Alcatraz übersetzt. In Amerika ist nichts günstig und die Hafenrundfahrt hat zwar Spaß gemacht, lohnt sich aber nur für den Preis, wenn man die Golden Gate Brücke von unten und aus der Nähe betrachten möchte. Reicht der Blick auf die gesamte Brücke, gibt es auch an Land Aussichtspunkte, an denen man tolle Fotos von und mit der Brücke machen kann. Die Skyline von San Francisco vom Wasser aus und Alcatraz kann man nämlich auch bei einem Tagesausflug zur Insel haben.
Alcatraz ist eine kleine, ehemalige Gefängnisinsel, die einst die bösesten Kriminellen von Amerika beherbergte. Die Insel liegt ca. 1,5 km vor dem Festland und war bis 1963 das “Zuhause” für Verbrecher wie Al Capone, Machine Gun Kelly, Alvin „Creepy“ Karpis oder den deutschen Spion Erich Gimpel. Geschlossen wurde das Hochsicherheitsgefängnis aufgrund zu hoher Betriebskosten, obwohl es bis dahin zu den sichersten Gefängnissen der Welt zählte, wurde kein einziger Fluchtversuch als erfolgreich dokumentiert. Es gibt tolle Filme über diese Insel, zum Beispiel “Der Gefangene von Alcatraz” von 1962, “Flucht von Alcatraz” aus dem Jahr 1979 mit Clint Eastwood oder “The Rock” von 1992 mit Sean Connery und Nicolas Cage, in den Christoph ganz vernarrt ist. Um einmal selbst die Filmkulisse zu sehen, stand der Ausflug nach Alcatraz ganz oben auf seiner “What-to-do-in-San-Francisco-Liste”. Das heutige Museum ist ein beliebtes Ausflugsziel bei Touristen und besonders im Sommer ist es ratsam, sich die Tickets dafür rechtzeitig zu besorgen. Wenn man Pech hat, kann es nämlich sein, dass die Tickets schon für eine komplette Woche ausgebucht sind. Durch den großen Andrang und da es eine kleine Insel ist, die man nur mit einem Boot erreichen kann, sind die Eintrittskarten limitiert. Das Museum und der dazugehörige Audio-Guide werden im Internet immer wieder lobend erwähnt und die positive Kritik können wir bestätigen. Das Museum wurde wieder in einen guten Zustand versetzt, durch den der Audio-Guide mit Erzählungen von echten Gefangenen die Besucher Schritt für Schritt systematisch durchführt. Die Bilder im Kopf werden lebendig und obwohl man heutzutage diese Zustände gar nicht mehr richtig vorstellen kann, bekommt man doch eine gute Vorstellung davon. Es ist eine faszinierende Geschichte und gehört definitiv zum Pflichtprogramm, wenn man in San Francisco ist. Zudem hat man vom Felsen aus eine tolle Aussicht auf die Stadt, das ist quasi noch ein Bonus.
Von Fisherman’s Wharf kann man die Bucht weiter in Richtung Golden Gate Bridge entlang spazieren. Durchquert man dabei den Patrick’s Park, sollte man unbedingt beim Blue Jay View Point innehalten, hat man doch von hier aus einen tollen, erhöhten Blick auf die Golden Gate Brücke und man kann tolle Fotos mit der Brücke im Hintergrund machen. Aber hier sollte der Spaziergang nicht aufhören. Der Marina District gehört zu den gehobenen Vierteln und ist schon etwas abseits der Massen. Die schönen Häuser begleiten einen auf dem Weg zum Palace of Fine Art. Die Parkanlage gehört wohl zu den schönsten, die wir je gesehen haben. Idyllisch angelegt mit einem Teich in der Mitte, der einen offenen Palast im griechisch-römische Stil umrundet. Dekoriert mit “alten” Statuen und grünen Pflanzen bietet der Palast nicht nur einen tollen Anblick und ist eine Oase der Ruhe und Entspannung inmitten der Stadt, sondern wird auch häufig als Freiluftbühne benutzt. Auch als wir dort waren, spielte gerade ein Geiger, dessen Musik über den ganzen Park getragen wurde. Ein idealer Ort, um die Seele baumeln zu lassen, spazieren zu gehen oder zu picknicken.
Pacific Heights ist das Stadtviertel der Reichen, was sich vor allen Dingen an den riesigen Häusern im Queen-Anne-Stil zeigt. Und obwohl hier die Hügel von San Francisco gespürt ihren Höhepunkt erreichen und es mit dem Auto die perfekte Achterbahn wäre, lohnt sich ein Spaziergang für alle, die gerne wandern gehen und Architektur genießen. Es ist ein sauberes, ruhiges Wohnviertel, bei dem man sich erwischt, davon zu träumen, selbst hier zu wohnen. In dieser Gegend findet man übrigens auch das Wohnhaus aus dem Kultfilm “Mrs. Doubtfire”. Auch die Lombard Street gehört zu diesem Viertel, obwohl der berühmte Abschnitt dieser Straße knapp außerhalb des Gebiets liegt. Die Serpentinenstraße, die links und rechts von Häusern, schönen beblumten Vorgärten und Treppen gesäumt wird, ist einer der beliebtesten Fotomotive in ganz San Francisco. Wenn man bei gutem Wetter davor steht, weiß man auch warum, denn es sieht einfach schön aus. Viele fahren die kurze Straße mit dem Auto hinunter, aber zu Fuß kann man die Ansicht und von oben die Aussicht viel mehr genießen.
Apropos Auto, man sollte sich nicht erschrecken, wenn man auf den Straßen mal ein leeres Auto vorbeifahren sieht. San Francisco ist der Ort eines Pilotprojekts für selbstfahrende Autos, also wird man Autos ohne Fahrer öfter sehen. Dass der Fortschritt in die Stadt eingezogen ist, merkt man nicht nur daran, sondern generell am Straßenverkehr. Im Vergleich zu anderen amerikanischen Großstädten wurde hier nämlich der Verkehrslärm mithilfe von Regulierungen und Elektroautos auf ein Minimum reduziert. San Francisco gehört wohl zu den leisesten Städten in Amerika, die wir besucht haben.
Meine Mutter hat uns, wie schon in Los Angeles, einen Teil der Reise begleitet und war von San Francisco (und besonders dem angenehmen Wetter, was einer Norddeutschen mehr zusagt) ganz angetan. Es hat ihr hier sehr gefallen und wir können gar nicht oft genug betonen, wie schön wir ihren Besuch fanden. Nachdem meine Mama abgereist ist, blieben Christoph und ich noch zwei weitere Tage in San Francisco, von denen einer für einen Ausflug ins Napa Valley herhalten musste. Ich glaube, die meisten, die diesen Blog lesen, haben schon mitbekommen, dass Christoph und ich Weinverkostungen lieben und da mussten wir uns natürlich auch durch das kalifornische Weinviertel durchkosten. Eine Fahrt über die Golden Gate Bridge und ein Fotostopp bei Battery Yates später, hielten wir unser erstes Weinglas des Tages in der Hand. Insgesamt haben wir 3 Weingüter besucht und mussten leider am Ende des Tages das Fazit ziehen, dass uns keine der probierten Weine überzeugt haben. Wir waren ziemlich enttäuscht und auch ein bisschen verärgert, hat uns dieser Ausflug auch wieder viel Geld gekostet (die Preise für Ausflüge in Amerika sind echt nicht witzig). Und dann hätten die Weinflaschen bei den Weingütern auch noch ein Vermögen gekostet (hier hat keine Weinflasche unter $40 gekostet), obwohl normalerweise Weine direkt vom Erzeuger merklich günstiger sind als in einer Weinhandlung. Wahrscheinlich haben wir einfach nur Pech gehabt und natürlich liegt das auch am persönlichen Geschmack, denn daheim haben wir auch schon gute kalifornische Weine probiert, aber aufgrund unserer jetzigen Erfahrung möchten wir nicht so schnell wieder Wein aus dem Napa Valley trinken.
Direkt am Meer gelegen ist es nur natürlich für die Küche in San Francisco ein breites Angebot von Fisch und Meeresfrüchten aufzuweisen. Und wo könnte man das besser genießen als bei “Bubba Gump Shrimp”, einer Restaurantkette, die angelehnt ist an den Film “Forrest Gump”. Die Fish and Chips lassen sich mit dem Blick auf den Hafen und mit Ausstellungsstücken aus dem Film doppelt genießen. Die Restaurantkette “In-N-Out” ist bekannt dafür, dass sie nur 3 Burger haben. Und obwohl die Burger ganz gut waren, verstehe ich persönlich nicht den Hype, der darum gemacht wird. Wer in San Francisco ist, sollte, wie gesagt, unbedingt einmal in Chinatown essen gehen. Die Preise sind gut und das Essen frisch, lecker und authentisch.
Eigentlich hat uns San Francisco sehr gut gefallen, wo man sogar leben könnte. Das heißt, solange man nicht die Market Street überquert. Sobald man auch nur einen Fuß in den südlichen Teil der Stadt setzt, ändert sich das Stadtbild komplett. Heruntergekommene Häuser, Müll vor den Haustüren und sehr sehr viele obdachlose Menschen lassen einen erschaudern und vorsichtig den Rückweg antreten. In den letzten Jahren ist San Francisco komplett vor die Hunde gegangen, die Kriminalitätsrate ist in die Höhe geschossen und viele Menschen haben ihren Job verloren, weil viele Firmen umgesiedelt sind. Drogensüchtige und damit auch geisteskranke Menschen geistern auf den Straßen umher und man sollte sich wirklich in Acht nehmen vor diesen Menschen. Ein Drogenabhängiger, der sich mitten am Tag auf der offenen Straße einen Schuss gesetzt hat, eine Frau, die wild herum schrie und eine Flasche mitten auf eine befahrene Straße warf oder ein Mann, der von einem anderen Mann mit einer Eisenkette durch die Straßen gejagt wurde – all diese Szenen haben wir mit eigenen Augen gesehen und waren leider keine Seltenheit auf den Straßen von San Francisco. Die Hippie-Jahre sind lange vorbei und der Text “For those who come to San Francisco / Summertime will be a love-in there / In the streets of San Francisco / Gentle people with flowers in their hair” des berühmten Liedes “San Francisco” aus 1967 hat leider seine Bedeutung verloren. Die guten Tage von San Francisco sind vorbei und man kann nur auf die Zukunft hoffen. Das heißt nicht, dass man San Francisco nicht besuchen sollte, denn an sich ist es eine schöne Stadt mit vielen Dingen, die man hier tun kann, aber man sollte sich in den richtigen Vierteln bewegen und nicht die Grenze überschreiten. Dann kann man in der Hafenstadt eine tolle Zeit verbringen, genau wie wir sie hatten.
Los Angeles – Stadt der gefallenen Engel Wir haben einen Nachtbus von Las Vegas genommen, um nach Los Angeles zu fahren. Von Schlaf war leider
Es gibt keinen Textauszug, da dies ein geschützter Beitrag ist.