Die Lebensfrohen

Seoul Rathaus

Seoul

- My soul

Wer weiß etwas über Südkorea? Leider nur die wenigsten und zumindest Christoph gehörte dazu. Ich muss zugeben, dass ich einen gewissen Vorsprung hatte, da ich ein großer Fan von koreanischen Dramaserien und Popliedern bin und ich dadurch ein paar Floskeln oder Verhaltensweisen aufgeschnappt hatte. Damit wir aber alle auf dem gleichen Stand sind, hier ein paar Fakten. Die Hauptstadt der Halbinsel ist Seoul und von den über 50 Millionen Einwohnern leben 10 Millionen im Großraum dieser Metropole. Und das ist diese Stadt ganz sicher – ein riesiger, moderner Großstadtdschungel, der an Sauberkeit, Sicherheit, öffentlicher Infrastruktur und bequemlicher Technologie den westlichen Industrieländern in nichts nach steht bzw. einige sogar sicherlich übertrifft. Das U-Bahn-Netz ist wunderbar ausgebaut und jedes Mal, bevor ein Zug einfährt, erklingt eine hoheitliche Musik, die das Ganze feierlich erscheinen lässt. Dennoch sind die Fahrten recht günstig und alles ist noch einmal in Englisch angeschrieben oder wird in Englisch angesagt. Man kann sich also als Tourist bequem von A nach B bewegen. Und das ist wichtig, denn die Stadt wird in der Mitte vom Hangang-Fluss durchschnitten und um einige Sehenswürdigkeiten bewundern zu können, muss man genau diesen überqueren. 

Korea hat eine bewegende und lange Geschichte, doch besonders beeindruckend sind die letzten 100-150 Jahre. Der letzte Kaiser von Korea hat den westlichen, demokratischen Wandel hervorgesehen und um den Untergang zu verhindern, hat er eine neue Republik ins Leben gerufen. Durch diese Denk- und Verhaltensweise konnte er zwar nicht alle schlimmen Sachen verhindern, aber sicherlich noch schlimmeres verhindern. Etwas von der neueren königlichen Geschichte kann man im Deoksugung-Palast schnuppern. Zwar muss man seine Schuhe ausziehen und Puschen tragen (darauf achten die Koreaner sehr, aber in diesem Fall glaube ich, wollte man eher den originalen Fußboden schützen), aber bei einer kostenlosen, englischsprachigen Führung erfährt man einiges über das Leben des letzten Kaisers Koreas. Interessanterweise ist dieser Palast von Außen wie von Innen dem westlichen Stil des 20. Jahrhunderts nachempfunden, was im totalen Kontrast zum früheren Königspalast Gyeongbokgung steht. 

Seoul Deoksugung-Palast
Seoul Deoksugung-Palast
Seoul Deoksugung-Palast
Seoul Deoksugung-Palast

Die beiden Paläste stehen keine 20 Minuten Gehweg voneinander entfernt und unterscheiden sich doch so grundlegend. Der größere, aus dem 14. Jahrhundert stammende Gyeongbokgung bietet ebenfalls kostenlose Führungen auf Englisch an, die ich jedem nur empfehlen kann, der an der Geschichte dieses Landes interessiert ist. Aber auch ohne Führung lohnt sich ein Besuch, denn die alten Gebäude und der weite Garten sind allein schon einen Blick wert. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass viele Koreaner, aber auch Ausländer diese Kulisse für ein Fotoshooting in einem der traditionellen Gewänder (Hanbok) nutzen. Und jeder einzelne sieht umwerfend aus. 

Seoul Königspalast Gyeongbokgung
Seoul Königspalast Gyeongbokgung
Seoul Königspalast Gyeongbokgung
Seoul Königspalast Gyeongbokgung
Seoul Königspalast Gyeongbokgung
Seoul Königspalast Gyeongbokgung

Ein anderer berühmter Fotospot ist das Bukchon Hanok Village, ein kleiner Bezirk direkt neben der großen Palastanlage, dessen traditionellen und gut restaurierten Häuser und engen Gassen jeden Tag Massen von Touristen anlocken. Und wenn man mittendrin steht, versteht man auch warum, denn die Häuser im alten Baustil und die verschlungenen Gassen verbreiten einen solch nostalgischen Charme, dass man gar nicht anders kann, um sie zu fotografieren. Besonders beliebt ist eine Straße auf einer Anhöhe (Seoul ist ein ständiges bergauf und bergab!), von der man im Hintergrund sogar den Seoul Tower sehen kann. Aber bitte leise und respektvoll durch die Straßen gehen, denn tatsächlich leben hier noch ganz normale Menschen, es ist also nicht nur eine Touristenattraktion. 

Seoul Bukchon Hanok Village
Seoul Bukchon Hanok Village
Seoul Bukchon Hanok Village

Apropos Seoul Tower, dieser Aussichtsturm auf einem Berg mitten in Seoul ist natürlich die Nummer Eins Anlaufstelle für einen tollen Blick über die Metropole Seoul. Um dorthin zu gelangen, kann man entweder einen Bus oder die Seilbahn nehmen oder hochwandern. Christoph und ich haben uns für eine Mischung aus den Optionen entschieden, mit der Seilbahn hoch und dann zu Fuß hinunter. Wir hatten tolles Wetter und da der Turm in einem Naturschutzgebiet und Wald steht, konnten wir uns diesen wunderschönen Spaziergang nicht entgehen lassen. Die Aussicht über die Stadt war an diesem klaren Tag sehr schön, leider kann man nur in Richtung Süden zum Hangang-Fluss schauen, was etwas schade ist, wenn man weiß, dass die Königspaläste und das blaue Haus (ehemaliger Regierungssitz des Präsidenten mit einem auffallend blauen Anstrich) im Norden des Turms liegen. Was diese Plattform aber ganz besonders macht, sind die Millionen an kleinen Schlössern, die zum Zeichen von Liebe an den Zäunen und anderen Metallstangen hängen. Nicht einmal in Paris habe ich so viele Liebesschlösser gesehen wie hier. Ein Wahnsinn. 

Seoul Tower
Seoul Tower
Seoul Ausblick vom Seoul Tower
Seoul Ausblick vom Seoul Tower

Ein Ausflug auf die andere Seite des Flusses muss natürlich auch sein, insbesondere für alle K-Pop-Fans (steht für koreanischen Pop). Der berühmte Bezirk Gangnam liegt im südlichen Teil der Stadt. Hier leben nicht nur die Schönen und Reichen, sondern hier sind auch einige der Agenturen zu Hause, die berühmte K-Pop-Gruppen oder Schauspieler unter Vertrag haben. Die K-Pop-Straße sollte von Fans besucht werden, um lustige Fotos mit den sogenannten “Gangnam Dolls” (Bären-Statuen, die speziellen Künstlern gewidmet sind) zu machen. Aber auch keine Fans von koreanischen Boy- oder Girl Groups sollten sich diese Straße anschauen, denn ein Luxusgeschäft reiht sich hier dicht an dicht an das nächste. Man könnte nun denken, dass es sich einfach um eine normale Luxus-Shopping-Straße handelt, aber weit gefehlt. Denn jedes dieser Häuser an sich ist schon ein Juwel, zumindest aus architektonischer Sicht. Jedes Haus spiegelt die Marke, die es beherbergt, perfekt wieder, sodass man immer schon auf das nächste Gebäude gespannt ist. So ungewöhnlich wie das K-Pop-Phänomen. 

Seoul Gangnam KPop Straße
Seoul Gangnam KPop Straße
Seoul Gangnam KPop Straße

International berühmt gemacht hat K-Pop wohl der Solist Psy mit seinem Hit “Gangnam-Style”, das als erstes Video 1 Milliarde Klicks auf YouTube bekam. Der Tanz dazu wurde zur Legende und in einem anderen Teil von Gangnam gibt es eine riesige Statue aus Gold mit zwei überkreuzten Händen, die den Tanz symbolisieren sollen. Hier ist ein Foto natürlich Pflicht, denn selbst Nicht-Enthusiasten von K-Pop wie Christoph kennen dieses Lied. Gleich daneben findet man ein weiteres Foto-Highlight: die Starfield Bibliothek. Dieses offene Buchgeschäft in einem Shoppingcenter über zwei Etagen bietet mit einer Rolltreppe, die direkt neben den Bücherregalen verläuft, den perfekten Fotospot und genießt nicht umsonst einen Instagram-Ruf. 

Seoul Gangnam Style Statue
Seoul Starfield Bibliothek
Seoul Starfield Bibliothek

Der Hangang-Fluss (abgekürzt nur Han-Fluss) wird in Zusammenhang mit Seoul immer wieder erwähnt und ist als Treffpunkt besonders bei Paaren beliebt. Generell scheinen die Südkoreaner gefallen daran zu finden, sich in einem Park zu treffen und dort zu spielen, spazieren zu gehen, zu picknicken oder Fahrrad zu fahren. Das trifft auf Familien, Paare und Freunde zu und auch kaltes Wetter (und das hatten wir bei keinen 5°C sicherlich) kann sie nicht davon abhalten. Der Han-Fluss scheint aber einen besonderen Platz im Herzen der Bewohner von Seoul zu haben und so waren die Seiten des Flusses voll mit Leben. Das hat angesteckt und man konnte sich selbst gut vorstellen, wie man hier seine Freizeit verbringt. Christoph und ich haben uns für die klassische Bootsfahrt entschieden, leider ein Fehler. Die Aussicht auf die Ufer war zwar ganz nett, aber das Boot ist super langsam gefahren (und damit nicht sehr weit) und es gab nur Musik zur Unterhaltung und keine Informationen oder Hintergrundwissen. Definitiv zu teuer für ein zu kurzes Vergnügen. 

Seoul Hangang Fluss
Seoul Hangang Fluss

Jeder weiß, dass Korea seit den 40er Jahren in Nord- und Südkorea geteilt ist. Hier danken wir mal wieder Russland und Amerika, die das Ganze unterstützt und teilweise verursacht haben. Leider haben diese beiden Teile aber nicht wie Deutschland wieder zueinander gefunden, sondern befinden sich weiterhin im Krieg, auch wenn zur Zeit ein Waffenstillstand herrscht. Die Teilung führte aber zu einer Einzigartigkeit, die heute als Touristenattraktion besucht werden kann: die Demilitarisierte Zone (DMZ). Jeweils 2 km breit auf jeder Seite und 250 km lang verläuft diese “Pufferzone” die gesamte Grenze entlang. Diese Zone darf niemand, außer dem Militär, betreten, doch nach dieser Zone gibt es zumindest auf südlicher Seite eine weitere Zone von 10-20 km Breite, die Civilian Control Line (CCL), die ebenfalls eine Art Pufferzone ist. Erkennen kann man das, an dem Militär und den Stacheldrahtzäunen. Direkt in dieser Zone wurde ein Friedenspark mit Statuen, einer Seilbahn und Ausstellungsstücken erbaut und erzählt von der traurigen Geschichte des Krieges zwischen beiden Ländern, die früher eins waren. Die alte Befreiungsbrücke, auf der Kriegsgefangene zurück nach Hause gekehrt sind, die bunten Tücher, angebracht von denjenigen, die sich Frieden wünschen und die Mauer mit dem Stacheldraht obendrauf lassen einen nicht vergessen, dass es sich hier um eine tragische und lange Geschichte handelt, die leider immer noch aktuell ist.

Südkorea DMZ
Südkorea DMZ
Südkorea DMZ
Südkorea DMZ
Südkorea DMZ

Dieser Eindruck wird noch verstärkt, wenn man weiter in die Zone hineinfährt und einen der Tunnel besichtigen kann, die die Nordkoreaner gegraben haben, um Südkorea anzugreifen. Seoul, das keine 60 km direkter Linie von Nordkoreas Grenze entfernt liegt, war das Ziel. Im Tunnel selbst sind keine Fotos erlaubt, aber man kann so weit gehen, bis man an eine Stahltür gelangt, von der es keine 200 m mehr zur nordkoreanischen Grenze sind. Ein gruseliger Gedanke, besonders wenn man bedenkt, dass es noch 3 andere Tunnel gibt, jedenfalls die offiziell gefunden worden sind (“gefunden” trifft es hier ganz gut, denn es war in den meisten Fällen einem Zufall zu verdanken, dass die Tunnel gefunden worden sind). Nicht weit davon entfernt steht das Dora-Observatorium auf einem kleinen Berg, von dessen Dach man die Grenze und DMZ beobachten kann. Mit Hilfe von Ferngläsern kann man sogar die Dörfer in der DMZ erkennen und kurz dahinter die nordkoreanische Stadt Kaesŏng. Habe ich schon erwähnt, dass einen permanent ein mulmiges Gefühl begleitet? Die Stille, Vorschriften, das Militär und der Gedanke, dass die beiden Länder sich immer noch im Krieg befinden, lassen einen immer die Augen offen halten. Früher konnte man auch noch die Joint Security Area (JSA) besuchen, ein Ort in der DMZ, in der sich beide Länder getroffen haben, doch nach einem Vorfall vor ein paar Jahren ist dieser Ort wieder geschlossen. Wenn man schon in Südkorea ist, sollte man sich unbedingt die einzige demilitarisierte Zone der Welt anschauen. So erfährt man nicht nur etwas über einen wichtigen Teil der Geschichte Südkoreas, so nah an eine militärische Einrichtung kommt man nur noch selten. 

Südkorea Grenze zu Nordkorea
Südkorea Ausblick auf Nordkorea
Südkorea DMZ
Südkorea DMZ Tunnel
Südkorea DMZ

Die Südkoreaner lieben zwei Getränke: Kaffee und Soju. Ihre Kaffeelust befriedigen sie in einer der unzähligen Cafés. Soju ist ein alkoholisches Getränk (ursprünglich aus Reis), dessen Alkoholgehalt zwischen 12-50% variieren kann. Heutzutage sind die leichteren Sorten sehr beliebt und mischt man dieses etwas süßliche Getränk mit Bier entsteht daraus ein leichtes, köstliches und leider verheerendes Mischgetränk namens Somaek. Somaek macht sich besonders gut zusammen mit dem berühmten koreanischen BBQ. Christoph und ich mussten uns leider eingestehen, dass wir keine Ahnung vom koreanischen Barbecue hatten und mussten erst einmal Recherche betreiben. Wir haben uns dann für ein Restaurant entschieden, das bei Einheimischen sowie Touristen beliebt ist und mitten im Ausgehviertel Itaewon liegt. Dann bestellt man verschiedene Arten von Fleisch, dazu kommen Beilagen wie Kimchi und Salat. In der Mitte steht ein Grill, auf dem man dann selber das Fleisch grillt, zum Glück hat man uns anscheinend unsere Ahnungslosigkeit angesehen und es wurde für uns gegrillt. Das Fleisch war köstlich und in einem Salatblatt mit etwas Kimchi gerollt eine Offenbarung. Sollte man auf jeden Fall ausprobiert haben. 

Südkorea korean BBQ

Als Snack für ein Picknick eignet sich nichts besseres als Gimbap. Reis in Seetang gerollt, gefüllt mit Fleisch und Gemüse und in kleine Häppchen geschnitten. Schmeckt lecker, stopft und durch die zahlreichen Füllmöglichkeiten für jeden Geschmack. Etwas unerwartet, aber nicht zu unterschätzen ist das frittierte Hähnchen der Südkoreaner. Keine Ahnung, wie sie es hinbekommen, aber das Fleisch ist saftig und die Kruste ist knusprig. Zudem haben sie ganz ausgefallene Varianten, wie eine Kokos-Joghurt-Soße dazu. Natürlich mussten wir auch die beiden Nationalgerichte, Bulgogi und Bibimbap, ausprobieren. Bulgogi ist ein Fleischeintopf, der über einen offenen Herd zubereitet wird und Bibimbap ist quasi eine Art Resteessen. Etwas schwer zu erklären, aber beides ist wahnsinnig lecker. Wir sind auf jeden Fall Freunde der koreanischen Küche geworden, einfach nur lecker!

Südkorea Gimbap
Südkorea Snack
Südkorea Fried chicken
Südkorea Bulgogi und Bibimbap

Generell hat uns Seoul super gut gefallen. Eine moderne Metropole, in der man sehr gut viel Zeit verbringen kann. Dennoch beherbergt sie auch viel Geschichte und es toll zu sehen, dass diese aufbereitet und konserviert wird. Und obwohl die Lebensunterhaltungskosten leider auf westlichem Niveau sind, sind die Touristenattraktionen dazu wirklich günstig. Wir kommen wieder und werden auch den Rest dieses spannenden Landes entdecken. Ein Tipp noch für die Ladies (oder auch für Männer): Die Südkoreaner sind bekannt für ihre Kosmetikmarken, die oft nur aus natürlichen und vor allen Dingen schonenden Zutaten bestehen. Ein kleiner Einkaufsbummel sollte man dazwischen quetschen können. 

Taipeh

Bunte Reklametafel mit chinesischen Schriftzeichen, winzige, umgitterte Balkone, auf denen Wäsche getrocknet wird und ein permanenter, etwas unangenehmer Geruch nach Essen – das ist Taipeh.
Taipeh ist aufgeteilt in Alt-Taipeh, mit den historischen Sehenswürdigkeiten, den riesigen Wolkenkratzern und Regierungsgebäuden, und Neu-Taipeh, ein Wohngebiet mit einer traditionelleren Atmosphäre. Denn obwohl man von Taiwan das Bild einer weltoffenen und modernen Metropole im Kopf hat, stimmt das nur zum Teil. In Hinblick auf Selbstverwirklichung, Redefreiheit und Individualität mag das mehr zutreffen, aber wenn man sich Traditionen, Glaube und Charakteristika der Taiwanesen anschaut, könnte man glauben, dass man sich wieder im tiefsten China befindet.

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Tokio

Ein kleines, schmales Land wortwörtlich auf der anderen Seite der Welt, 9 Stunden Zeitunterschied, wie stellt man sich das vor? Wild? Wie im Dschungel? Vielleicht sogar hinterwäldlerisch? Eines können Christoph und ich jedenfalls über Japan sagen: es ist das genaue Gegenteil. Riesige, hochmoderne Städte reihen sich hier aneinander und die Industrie ist auf jedem Weg zu sehen. Hier wurde die Zukunft erfunden! Es sind vielleicht nur kleine Dinge, in denen es sich zeigt, aber schon diese machen Sinn und man beneidet sie, um diesen Erfindungsgeist.

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