Die Lebensfrohen

Taipeh Skyline

Taipeh

- Chinesischer als China

Bunte Reklametafel mit chinesischen Schriftzeichen, winzige, umgitterte Balkone, auf denen Wäsche getrocknet wird und ein permanenter, etwas unangenehmer Geruch nach Essen – das ist Taipeh. 

Taipeh ist aufgeteilt in Alt-Taipeh, mit den historischen Sehenswürdigkeiten, den riesigen Wolkenkratzern und Regierungsgebäuden, und Neu-Taipeh, ein Wohngebiet mit einer traditionelleren Atmosphäre. Denn obwohl man von Taiwan das Bild einer weltoffenen und modernen Metropole im Kopf hat, stimmt das nur zum Teil. In Hinblick auf Selbstverwirklichung, Redefreiheit und Individualität mag das mehr zutreffen, aber wenn man sich Traditionen, Glaube und Charakteristika der Taiwanesen anschaut, könnte man glauben, dass man sich wieder im tiefsten China befindet. Ob das nun gut oder schlecht ist, sollte jeder selbst urteilen. Es ist nur etwas, das Christoph und ich so nicht erwartet hätten.

Taiwan
Taipeh Straßen
Taipeh Tempel
Taipeh Straßen
Taipeh Tempel

Die Geschichte von Taiwan ist eigentlich eine recht kurze (ca. 600 Jahre) und natürlich wird sie von China dominiert, aber es sollte auch mehr Einflüsse von den Ureinwohnern, Japanern und auch westlichen Ländern zu spüren sein, aber dieses Land ist durch und durch chinesisch. Es ist fast schon etwas unmoderner, denn Kartenzahlung wurde oft nicht genommen (auch in regulären Restaurants, nicht nur bei den Straßenständen), kaum einer hat Englisch gesprochen und die Motorräder wollen einen nicht nur regelmäßig überfahren, sondern parken auch auf den Gehwegen, sodass die Fußgänger auf der Straße gehen müssen. Mit einem Wort: mühsam! 

Taiwan Taipeh
Taiwan Taipeh Park

Das heißt nicht, dass Taipeh keine schönen Ecken hat. Insbesondere Alt-Taipeh sollte man sich anschauen. Im ältesten Tempel von Taiwan, dem Longshan-Tempel, kann man zur Göttin der Fruchtbarkeit und dem Gott der Liebe beten und gleichzeitig die alte, traditionelle Bauweise bewundern. Architektonisch interessant ist auch das Shenkeng-Viertel, eine Straße aus dem 17. Jahrhundert, die mit ihrer engen Bauweise nicht nur die Ressourcenknappheit erinnert, sondern auch vor Zombies schützen soll (kein Scherz, das war damals der Aberglaube). 

Taipeh Longshan-Tempel
Taipeh Longshan-Tempel
Taipeh Longshan-Tempel
Taipeh Longshan-Tempel
Taipeh altes Shenkeng-Viertel
Taipeh altes Shenkeng-Viertel
Taipeh altes Shenkeng-Viertel

Auch die Überreste der japanischen Besatzung kann man besichtigen, zum Beispiel beim “Red House” oder dem Präsidentenpalast, der noch heute von der Regierungsspitze benutzt wird. Ironischerweise sind beide Gebäude im europäischen Stil, denn zu dieser Zeit adaptierten die Japaner den westlichen Stil, um sich fortzubilden. Sie haben es sich dennoch nicht nehmen lassen, ihren ganz eigenen Stempel aufzudrücken und so ist der Sitz des Präsidenten so aufgebaut, dass er das erste Zeichen für Japan abbildet (das erkennt man aber nur aus der Luft).

Taipeh Red House
Taipeh Präsidentenpalast
Taipeh Präsidentenpalast

Wenn man sich mit der Geschichte von Taiwan auseinandersetzt, darf ein Name nicht fehlen: Jieshi Jiang (oder Chiang Kai-shek). Der ehemalige Anführer der Nationalist Kuomintang (KMT) Partei musste ins Exil nach Taiwan in den 50er Jahren flüchten und schuf dort sein eigenes “Reich”. Geliebt, gehasst und gefürchtet, regierte er 50 Jahre lang und ließ sich nach seinem Tod ein riesiges Denkmal erbauen lassen (von seinem Sohn), das sogar einen Kaiser vor Neid erblassen lassen würde. Heutzutage wurden viele seiner Statuen wegtransportiert (in einen eigenen Park außerhalb Taipehs) und Straßennamen wurden geändert, aber dieses tempelähnliche Monstrum, was an das Lincoln Memorial erinnern soll, bleibt, denn es ist nicht nur eine Touristenattraktion, sondern würde auch viel zu viel Geld kosten, um es zu vernichten. Der Name dieses kontroversen Diktators ist natürlich auch mit einer Tragödie verbunden, dessen jedes Jahr in einem Park gedacht wird, auch noch etliche Jahrzehnte danach.

Taiwan Taipeh Chiang-Kai-shek-Gedächtnishalle
Taiwan Taipeh Chiang-Kai-shek-Gedächtnishalle
Taiwan Taipeh Chiang-Kai-shek-Gedächtnishalle
Taiwan Taipeh Chiang-Kai-shek-Gedächtnishalle

Wer an Taipeh denkt, denkt automatisch an das Wahrzeichen von Taiwan, den Taipeh 101 Tower. Das elfthöchste Gebäude der Welt ragt meilenweit heraus und kann natürlich auch besichtigt werden. Und das sollte man auch tun! Die gar nicht so teure Eintrittskarte gewährt einem den Zugang zur 89. Etage, von der man einen 360° Blick auf Taipeh genießen kann. Man sollte natürlich auf das Wetter achten, aber Christoph und ich hatten Glück und konnten wunderbar die Großstadt, den Fluss und die grünen Berge im Hintergrund bewundern. Eine Etage darüber, die man nur über die Treppe erklimmen kann, kann man hinausgehen, aber die Aussicht wird von dem meterhohen Zaun und der Beschränkung auf 90° des Blickwinkels gestört. 

Eine Etage darunter kann man sich einen kurzen Film und Fotos zur Geschichte des Turms anschauen. Die wahren Stars dieser Aussichtsplattform sind aber die vielen schön dekorierten Ecken, von denen man tolle Fotos machen kann, mit wahrscheinlich einer der schönsten Aussichten der Stadt im Hintergrund. Das einzige Problem des Turms war, dass man ihn nur schwer von außen fotografieren konnte, denn direkt davor verrenkt man sich nur das Genick, bekommt ihn aber nur schwer im Ganzen vor die Linse und von weiter weg wird er von unzähligen anderen Gebäuden halb verdeckt. Schade, aber dann kauft man sich halt eine Postkarte.

Taiwan Taipei 101
Taiwan Taipei 101
Taiwan Taipei 101
Taiwan Taipei 101 Aussicht
Taiwan Taipei 101 Aussicht
Taiwan Taipei 101 Aussicht
Taiwan Taipei 101 Aussicht

Was das Essen angeht (das bei Christoph und mir nie fehlen darf), müssen wir leider sagen, dass wir nicht begeistert waren. Obwohl es hier eine sehr gute Nudelsuppe gibt (dafür muss man aber auch eine halbe Stunde anstehen), haben wir die meiste Zeit nur schwer etwas zu essen gefunden. Viele Sachen haben merkwürdig gerochen, da viele Innereien verarbeitet werden und sonstige Teile eines Tieres, was gut ist, aber halt einfach nicht nach unserem Geschmack. Der Taro ist ein rotes Gemüse, das so ähnlich aussieht wie eine Kartoffel. Man findet es überall in Asien, aber hier haben wir zum ersten Mal ein Eis mit dieser Geschmacksrichtung gegessen. Taro hat einen eigenen, sehr schwer zu beschreibenden Geschmack. Es schmeckt nicht schlecht, aber auch nicht richtig lecker für uns, aber jeder sollte es mal probieren. Was man auf jeden Fall trinken sollte, ist der Bubble Tea. Das süße Getränk mit seinen großen Gelperlen am Boden wurde in Taiwan erfunden und findet man daher an jeder Ecke. Eher etwas für Naschkatzen, aber heutzutage gibt es alle möglichen Geschmacksrichtungen. 

Taiwanesisches Essen
Taiwanesisches Essen Taro Eiscreme

Im Großen und Ganzen waren wir wenig von Taiwan angetan. Das kann daran gelegen haben, dass die Gegend um unser Hotel nicht die schönste war, dass wir von dem anstrengenden Monat davor ausgelaugt waren oder dass wir es leid waren, wieder nur mit unseren Händen und Füßen zu kommunizieren. Wahrscheinlich alles zusammen und noch etwas mehr. Taipeh ist nicht die hässlichste Stadt, die wir gesehen haben, aber auch der ein oder andere schöne Park macht nicht alles wieder gut. Ob wir Taiwan noch einmal besichtigen wollen, steht also eher nicht zur Debatte.

Hong Kong

Von Shenzhen dauert es mit dem Schnellzug ganze 10 Minuten nach Hong Kong. Nicht sehr lang, was? Und trotzdem befindet man sich nach dem Grenzübergang in einer anderen Welt. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind zum Beispiel viel besser ausgebaut, müssen sie allerdings auch, denn hier geht man pleite bei einer Taxifahrt zu viel. Generell messen sich die Übernachtungs- und Aktivitätenkosten mit denen in den USA. Nur Essen gehen kann günstiger sein, wenn man die Augen offen hält. Dafür sind die Menschenmassen geordneter, was sie von den Engländern übernommen haben, genau wie den Linksverkehr. Die Sprüche “Hier tobt das Leben” und “Die Stadt, die niemals schläft” sind noch eine Untertreibung für eine so beschäftigte Stadt wie Hong Kong.

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Seoul

Die Hauptstadt der Halbinsel ist Seoul und von den über 50 Millionen Einwohnern leben 10 Millionen im Großraum dieser Metropole. Und das ist diese Stadt ganz sicher – ein riesiger, moderner Großstadtdschungel, der an Sauberkeit, Sicherheit, öffentlicher Infrastruktur und bequemlicher Technologie den westlichen Industrieländern in nichts nach steht bzw. einige sogar sicherlich übertrifft. Das U-Bahn-Netz ist wunderbar ausgebaut und jedes Mal, bevor ein Zug einfährt, erklingt eine hoheitliche Musik, die das Ganze feierlich erscheinen lässt. Dennoch sind die Fahrten recht günstig und alles ist noch einmal in Englisch angeschrieben oder wird in Englisch angesagt.

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