Die Lebensfrohen

Das Zentrum des modernen Ostens

Von Helsinki haben wir die Fähre nach Tallinn genommen. Oder eher gesagt, das Kreuzfahrtschiff. Es war riesig, hatte Restaurants, Cafés, einen Supermarkt und sogar ein paar Glücksspielautomaten an Bord. Etwas lächerlich, wenn man bedenkt, dass die Überfahrt gerade einmal 2 Stunden dauert. Heil angekommen, mussten wir uns aber erst einmal warm anziehen, denn langsam bemerkte man, dass wir auf den Winter zugehen. In unserem Hotelzimmer war es am Anfang leider auch so kalt, aber es war nichts, was eine gute Heizung nicht regeln könnte. Unser Hotel lag auch direkt neben der Altstadt, wir konnten also alles wieder zu Fuß erreichen. Nicht dass es einen Unterschied gemacht hätte, denn Tallinn ist eine recht kleine Stadt, die Altstadt kann man in 15-20 Minuten komplett durchqueren und auch die anderen Bezirke sind nicht sehr weitläufig. 

Trotzdem haben wir es uns nicht nehmen lassen, mal wieder eine Walking Tour mitzumachen und es hat sich wieder einmal gelohnt. Denn obwohl die Altstadt recht klein ist, hat die Führung doch 2 Stunden gedauert. Auf dem Weg haben wir nicht nur etwas über die Geschichte von Estland gehört, sondern auch über die sozialen Verhältnisse der Gegenwart. Mit einer russischen Population von 25%, die auf eigene Schulen gehen und hauptsächlich russisch sprechen, ist das Zusammenleben manchmal doch etwas schwierig, obwohl sich in diesen schlimmen Zeiten eine Welle der Solidarität zeigt, und zwar von allen Seiten. Wir haben die St. Nikolai Kirche-Kirche, die Festung mit dem Marstallturm und deren Mönche gesehen. Naja, keine echten Mönche, sondern nur die riesigen Bronzestatuen, die witzigerweise alt aussehen, aber erst seit ein paar Jahren dort stehen. 

Die russisch-orthodoxe Alexander-Newski-Kathedrale ist ein Muss bei einem Besuch in Tallinn. Man sollte sich zwar an deren Regeln halten (Frauen müssen mit züchtiger Kleidung und Kopfbedeckung rein, Männer müssen hingegen die Kopfbedeckung abnehmen), es lohnt sich aber, denn sie ist schon wunderschön anzusehen. Es gibt zwei kleine Aussichtsplattformen in der Altstadt, die über die nördlichen und westlichen Bezirke blicken lassen. Leider war die eine Plattform zur Zeit eine Baustelle, aber bei der anderen hatte man wahrhaftig einen tollen Ausblick. Der Rathausplatz mit den alten Häusern und der ältesten Apotheke von Estland (die auch Liebesschokolade verkaufen) bildeten den Abschluss der Tour und standen sinnbildlich für die Altstadt. Eine schöne Altstadt mit kleinen Gassen, die einen romantischen Charme versprühen.

Aber auch die anderen Bezirke von Tallinn können sich sehen lassen. Der Maakri-Bezirk ist das neue Wirtschaftszentrum, denn nicht umsonst ist Estland das Land der Start-Ups (z.B. Bolt, Wise oder Pipedrive). Der Bezirk spiegelt mit seinen riesigen Hochhäusern das moderne Tallinn wieder. In diesem Bezirk befindet sich übrigens auch das Hotel Viru, in dem früher (hoffentlich) reiche, ausländische Geschäftsmänner vom KGB abgehört wurden und sich heute immer noch ein Hotel und ein KGB-Museum befinden. 

Die Stadtbezirke Telliskivi und Pelgulinn hingegen waren früher ein Arbeiterviertel, doch heutzutage reihen sich umgebaute Lagerhallen an alte, traditionelle Holzhäuser. Ein Besuch in diesen Hipster-Vierteln lohnt sich nicht nur kulinarisch, sondern lädt auch einfach zum Spazieren und Bewundern ein. 

Apropos Kulinarik, eine einheimische, estnische Küche gibt es an sich nicht, setzt sie sich doch hauptsächlich aus russischem und deutschem Essen zusammen. Und so genossen Christoph und ich Würste mit Sauerkraut und Kartoffeln. Zwei einheimische Spezialitäten haben wir dann aber doch gefunden. Das Getränk Kali ist eine Art Bier gebraut aus vergorenem Brot und schmeckt wie Schwarzbrot (nicht empfehlenswert). Die kleinen, gekühlten Käsekuchen mit Schokolade überzogen namens Kohuke sind dafür eine Köstlichkeit, die man im Baltikum unbedingt probieren sollte. Sie gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen, gelten aber  nicht als Nachspeise, daher findet man sie nur im Supermarkt und nicht in Restaurants.

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